| Seemotive :
Old Ironsides, U.S.S. 'Constitution'!
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Die U.S. Fregatte 'Constitution' ist das älteste, noch schwimmende Kriegsschiff
der Welt. Sie wurde 1797 in Dienst gestellt und ist somit über 200 Jahre alt.
Trotz mehrfachen Instandsetzungsintervallen hat sie immer noch ihren ursprünglichen
Kiel und gilt deswegen als 'Original Ship'. Sie liegt heute als Museumsschiff in Boston.
Ihren Spitznanem 'Old Ironsides' bekam sie im Gefecht mit der englischen Fregatte
'Guerriere', als die Kugeln dieses Schiffes an ihren Bordwänden abprallten.
(Constitution steht für die Verfassung der Vereingten Staaten)
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Algerische Piraten machten im 18. Jahrhundert das Mittelmeer und die Strasse von
Gibraltar zu ihrem Jagdrevier, links ein Piratensegler. Frankreich und England zahlten
an die Paschas der
Berberküste einen Tribut und wurden in Ruhe gelassen. Seit 1776 liefen über
80 Yankee-Schiffe Häfen im Mittelmeer an. 1793 wurden 11 amerikanische Schiffe
aufgebracht. Dagegen mußte etwas unternommen werden. Da die Amerikaner damals kein
einziges Kriegsschiff hatten, erließ der
US Senat im März 1794 ein Gesetz zum Bau von sechs Fregatten.
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Diese amerikanischen Fregatten sollten in der Feuerkraft allen anderen Fregatten
überlegen sein und schnell genug, um jedem Linienschiff zu entkommen.
Hier einige Angaben zur 'Constitution': Bauzeit von 1794 bis 1797 in Boston.
LüA 62,2m, B 13,25m, T 4,5m, Fockmast 60,3m, Großmast 67m, Besanmast 52,6m,
Verdrängung 2.200 tons, 3.970 qm Segelfläche mit Leesegeln,
Geschwindigkeit max. 14 kn,
Kurs bis 6 Strich hart am Wind möglich, Bewaffnung: 32 24-Pfünder, 20
32-Pfünder und zwei 24-Pfünder am Bug.
Der Rumpf, eine Eichenbeplankung von 40 bis 50 cm Stärke, wurde mit Kupferplatten
beschlagen. Besatzung 450 Mann.
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Parallel zur 'Constitution' wurde in Philadelphia die 'United States' und in Baltimore
die 'Constellation' gebaut und kamen 1797 und 1798 in Fahrt.
Der Bau an den drei anderen Fregatten war zwischenzeitlich gestoppt worden, weil mit dem
Dei von Algier ein Friedensabkommen geschlossen worden war. Doch 1799 wurden die
'Chesapeake' in Gosport und die 'Congress' in New Hampshire fertiggestellt. 1800 lief
die 'President' in New York vom Stapel.
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Als die Briten diese Fregatten sahen, kamen sie zu dem Schluss, dass die Amerikaner einen
häßlichen Bastard, halb Fregatte, halb Linienschiff ausgebrütet hätten,
der wenig von den Vorteilen beider Typen vereinigte. Sie sollten eines Besseren belehrt
werden. Die 'Constitution' wurde in der Karibik gegen die Franzosen eingesetzt. Sie machte
auch gleich zwei Prisen, die aber hinterher als britische Schiffe,von den Franzosen
aufgebracht, deklariert wurden.
1801 wurde der Pascha von Tripolis aggressiv und wollte Tribut-Geld; er kaperte amerikanische
Schiffe und sperrte die Besatzungen ein. Die Amerikaner schickten 1803 eine Flotte mit der
'Constitution' ins Mittelmeer. Tripolis wurde bombardiert und im Juni 1805 an Bord der
'Constitution' ein Friedensvertrag unterzeichnet. Danach wurde die 'Constitution' das
Flaggschiff des Nordatlantik Geschwaders.
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Im Jahre 1806 fuhren 800 Schiffe mit 150.000 Leuten unter der britischen Flagge für
die Royal Navy. Das Leben war hart, die Peitsche regierte, Mannschaftsgrade desertierten bei
jeder sich bietenden Gelegenheit von diesen Schiffen. Diese fehlenden Leute wurden
von Land und von aufgebrachten Schiffen zum Dienst bei der Royal Navy gepresst, siehe
Marke. Es war schon eine britische Gewohnheit amerikanische Schiffe auf See zu stoppen
und die Besatzungmitglieder gefangen zu nehmen um sie zum Dienst auf britischen Schiffen
zu pressen. Bis 1811 waren 6.000 Fälle von gezwungenen Amerikaner in Washington
registriert worden, von denen die Briten 3.300 zugaben.
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Durch verschiedene
Zwischenfälle auf See eskalierte die angespannte Lage.
1812 erklärte Amerika den Engländern den Krieg! Die amerikanische Flotte bestand
zu dieser Zeit aus 54 Schiffen mit 442 Geschützen gegenüber der Royal Navy mit
ca. 900 Schiffen und 27.800 Geschützen, von denen rund 100 im westlichen
Atlantik kreuzten. Aus diesem Grund wurden die Amerikaner nicht 'für voll genommen'.
So ähnlich war die Situation, als die 'Constitution' im Juli 1812 auf ein britisches
Geschwader traf, dass aus einem Linienschiff, drei Fregatten, einer Brigg und einem Schoner
bestand. Ein Kampf wäre Selbstmord gewesen und zum Unglück war auch noch totale
Flaute.
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Die Amerikaner bespritzen die Segel mit Wasser, damit sie weniger porös
wurden. Doch die Engländer machten es auch. Die Amerikaner spannten ihre Boote
vor das Schiff und pullten es vorwärts. Die Engländer machten es auch.
Die Amerikaner brachten einen Warpanker an einer langen Leine aus. Als der Anker geworfen
wurde, wurde das Schiff mit dem Ankerspill an der Leine voraus geholt. Die Briten machten auch
das, sie wollten diese Beute. Das ging so zwei Tage bis zur Erschöpfung auf beiden Seiten.
Eine leichte Brise mit einem folgenden Gewitter brachten dann die 'Constitution' auf
11 Knoten Geschwindigkeit. Sie flog davon, die Briten konnten nicht mehr folgen.
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Im August 1812 traf die 'Constitution' auf die britische Fregatte 'Guerriere'. Die
'Guerriere' begann sofort zu feuern, sie lag in einer günstigeren Position.
Während die Kugeln gegen die Bordwand der 'Constitution' krachten, wurde sie
von ihrem Captain Hull heranmanövriert, ohne auch nur einen Schuss abzugeben.
Erst als der Abstand nur noch 25m betrug sprach Hull die historischen Worte:
'Now, boys,pour it into them' (Los, Jungs, spritzt sie voll). Diese Breitseite, bei
der kein Schuss daneben ging, hatte verheerende Folgen auf der 'Guerriere'.
Die Amerikaner feuerten weiter, der Kreuzmast der 'Guerriere' kam von oben und nach
nur 35 Minuten strich sie die Flagge! Das Schiff war so zerstört, man konnte es nicht
als Prise nehmen. Die Besatzung wurde übernommen und die 'Guerriere' gesprengt.
Als die Kugeln der 'Guerriere' von der Bordwand der 'Constitution' abprallten, riefen die
Matrosen 'Her sides are made of iron', ihre Seiten sind aus Eisen! So bekam die
'Constitution' den Titel 'Old Ironsides'.
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Im Dezember 1812 traf die 'Constitution' vor der brasilianischen Küste auf die
britische Fregatte 'Java'. Beide Schiffe kämpften dreieinhalb Stunden mit ständigen
Manövern gegeneinander, um in bessere Breitseiten-Position zu kommen. Dabei wurde
ununterbrochen gefeuert. Auf der 'Constitution' wurde das Ruder weggeschossen, doch sofort
wurden Taljen klargemacht und das Schiff mit ihnen gesteuert. Die Schiffe krachten
zusammen, so dass beide Seiten zu entern versuchten, doch dann drifteten sie wieder
auseinander. Als der Kreuzmast der 'Java' niederstürzte begann das Schiff zu brennen.
Die 'Java' strich die Flagge. Das Schiff war zu zerstört, es wurde aufgegeben.
Aber auch die 'Constitution' hatte schwere Treffer eingefangen und musste repariert werden.
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Im Jahre 1813 kaperte die 'Constitution' einige britische Handelsschiffe. Dann lag
sie fast ein Jahr lang im Hafen von Boston, als dieser von den Briten blockiert wurde.
Erst im Winter konnte sie die Blockade durchbrechen. Im Februar 1815 hatte die 'Constitution' ihr
letztes großes Gefecht. Sie traf auf die beiden britischen Fregatten 'Cyane' und
'Levant'. Bei diesem Nachtgefecht gelangen Captain Stewart mehrere
seemännische Meisterleistungen. Er schaffte es, die 'Constitution' immer in so
eine Position zu segeln, dass sie es immer nur mit einem Gegner zu tun hatte, der dann das
andere Schiff verdeckte. Nach drei Stunden waren die 'Cyane' und die 'Levant' so stark
beschädigt, dass sie aufgaben. Beide Schiffe wurden als Prise genommen.
Der Friedensvertrag zwischen England und Amerika wurde am 24.12.1814 unterzeichnet.
Es dauerte allerdings eine gewisse Zeit, bis die Schiffe auf dem Atlantik davon
erfuhren. Links oben ist ein amerikanischer Seemann um 1800 abgebildet, rechts ein Cachet
aus dem Jahre 1933.
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Die weiteren Daten der 'Constitution':
- 1815 die 'Constitution' wird aufgelegt und überholt, sechs Jahre lang.
- ab 1821 wird sie Flaggschiff des Mittelmeergeschwaders
- 1828 (1830), die 'Constitution' kehrt nach Boston zurück, wird inspiziert,
für seeuntauglich erklärt und zum Verkauf bzw. Abbruch angeboten.
Ein Gedicht mit dem Titel 'Old Ironsides' von Oliver Holmes erscheint in einer Bostoner
Zeitung und wird in ganz Amerika nachgedruckt. Eine Protestwelle setzt ein.
Darauf bewilligte der Kongress Gelder für eine gründliche Überholung.
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- 1835 segelt die 'Constitution' wieder, sie bringt den amerikanischen Botschafter
nach Frankreich.
- Ab 1835 durchpflügt die 'Constitution' auf unzähligen Fahrten die
Weltmeere, dabei macht sie von 1844 - 45 eine Weltreise und rettet auf Borneo einen Vikar
vor der Hinrichtung.
- 1846 war sie als Geleitschiff im Krieg mit Mexiko im Einsatz, 1848 in Ägypten,
1849 war der Papst Pius IX. an Bord.
- 1853 - 55 wurde sie im Kampf gegen die Sklavenhändler eingesetzt und brachte
einen Sklaven-Schoner auf.
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- 1860 wurde die 'Constitution' Schulschiff für die Seekadetten.
- 1882 - 97 diente die 'Constitution' als Wohnschiff bei der Marinewerft in Portsmouth.
- 1897 wurde sie zur Hundertjahrfeier ihres Stapellaufes nach Boston geschleppt.
- 1905 bewilligt der Kongress weitere 100.000 Dollar für die fällige
Restaurierung, die 'Constitution' wird Nationalmuseum ('National Monument').
- 1927 die nächste große Restaurierung wird durchgeführt.
- 1931 die 'Constitution' wird wieder Schiff der US Navy. Sie wird in einer
coast-to-coast tour zu 90 amerikanischen Häfen geschleppt. In 21 Staaten
gehen 4,6 Millionen Besucher über ihre Decks.
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- 1975 eine weitere Restaurierung kostet 4,4 Millionen Dollar
- 1997 zur Zweihundertjahrfeier werden auf der 'Constitution' wieder die Segel
gesetzt, sie durchsegelt die Massachusetts Bay.
- 2003, die 'Constitution' liegt bzw. schwimmt noch immer im Hafen von Boston und kann
von jedermann besichtigt werden. Einmal jährlich wird das Schiff von
Schleppern in den Hafen von Boston gezogen um es an seinem Liegeplatz zu wenden.
Beide Seiten sollen nämlich gleichmäßig der Witterung ausgesetzt werden.
(Annual Turn-Around, siehe linker Brief.)
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