|
Seemotive : Segelarten - Segeltypen!
|
Hanse-Kogge mit Rahsegel
|
Diese Seite zeigt keine Segelschiffstypen, sondern berichtet über
die unterschiedlichen Segelarten von der Antike bis zur Neuzeit.
|
|
|
Das älteste bekannte Segel ist das Rahsegel!
Es ist ein viereckiges Segel, das
unter einer Holzspiere (Rundholz) befestigt ist, die Rah genannt wird. Die Rah ist
in ihrer Mitte waagerecht am Mast befestigt.
Links ein ägyptisches Segelschiff "150"0 vor Ztr., ein Relief aus dem
Totentempel der Königin Hadschesput. Das Segel dieses Schiffes ist an zwei Rahen
befestigt. An der unteren Rah erkennt man deutlich eine Vielzahl von Toppnanten, die die
Rah nach oben biegen. Damit sollte verhindert werden, dass die Nocken (Enden) der Rah
ins Wasser tauchten, wenn das Schiff rollte. Das Segel war aus Leinen und oft auch bunt
dekoriert. Die Rah ist ca. 20m lang, das Segel hat ca. 130qm Segelfläche.
Rechts Wikingerschiffe mit ihren Rahsegeln, ca. 800 nach Ztr.. Die frühesten dieser Segel waren aus
Wolle hergestellt. Die Wolle dehnte sich stark und riss leicht.Um dies zu verhindern
wurde auf der Vorderseite ein Netz zur Stützung angebracht. Das Netz war aus
Tauwerk oder Tuchstreifen gefertigt. Auf der Marke ist unter dem Segel das
weiterführende Netz erkennbar. Spätere Wikingerschiffe hatten Wollsegel mit
Lederverstärkungen, aber auch Segel aus Leinwand.
|
|
|
Links sehen wir eine Galeone aus dem 16. Jahrhundert. Am Fockmast und am Grossmast sind
Rahsegel gesetzt. Ferner befindet sich unter dem Bugspriet ein Rahsegel, die sogannte
'Blinde'.
Am Besanmast ist ein Lateinersegel (s.u.) gesetzt.
Rechts ein Clipper unter 'Vollzeug', Zeitraum 19. Jahrhundert. Diese schnellen Schiffe
hatten an allen drei bzw. vier Masten Rahsegel. Eine Besonderheit bei diesem Schiffstyp
waren die weit außen befestigten 'Leesegel',
auf der Marke deutlich erkennbar.
Sie wurden bei Kursen mit
achterlichen Wind an Verlängerungsspieren, die auf den Rahen befestigt waren, gesetzt.
So wurde die Segelfläche vergrössert.
Das Rahsegel hat Jahrhunderte überdauert und wird noch heute auf
Segelschulschiffen
gefahren. Es hat seine großen Vorteile auf raumen Kursen, also bei schräg von
achtern kommenden Winden, bei rauher See und stürmischen Winden. Der Nachteil
liegt darin, dass man mit diesem Segeltyp nicht so hoch am Wind segeln kann wie mit anderen
Segeln. Deswegen hatten viele Segler zu den Rahsegeln andere Segelarten in ihrem Rigg.
|
|
|
|
Ein Luggersegel
ist ein viereckiges Segel, das an einem schrägstehenden Rundholz
befestigt ist. Dieses Rundholz ist auch nicht ganz in der Mitte, sondern seitlich
versetzt am Mast befestigt. Die Segel der Dschunke, linke und rechte Marke, sind danach
Luggersegel. Die Segel sind aus geflochteten Matten, sie werden durch lange Bambusleisten 'in Form'
gehalten.
Auf dem Sampan, mittlere Marke sind die geflochtenen Matten gut erkennbar.
|
|
|
Ein Lateinersegel
ist ein dreieckiges Segel, das an einer sehr schrägen Spiere bzw.
Rundholz befestigt ist. In der Literatur findet man auch Angaben über eine
schräge Rah, die weit über den Mast nach vorne hinausragt. Sie waren
teilweise so lang wie oder länger als das Schiff. Dieser Segeltyp
breitete sich ab dem 10. Jahrhundert im Mittelmeer aus. Sie wurden auf den Galeeren,
linke Marke, und Galeassen gesetzt. Und sie waren auf allen Karavellen, Schebecken und Felukken
des 15. und 16. Jahrhunderts zu finden, rechte Marke. Mit diesem Segel konnte man
höher am Wind segeln als mit einem Rahsegel.
|
|
|
Das Sprietsegel
tauchte in Holland im 16. Jahrhundert auf. Es war unmöglich, mit einem
großen Rahsegler in den engen holländischen Gewässern zu kreuzen. So
entwickelten sich damals fast zwangsläufig Spriet- und Stagsegel. Das Sprietsegel
war ein einfaches rechteckiges Segel, dessen Vorderliek (vordere Kante) am Mast mit einer
Reihleine befestigt war. Es wurde mit einer nach achtern schräggestellten Spiere
gespannt. Wie auf beiden Marken zu sehen, war es auf vielen kleineren Segelbooten im
Einsatz.
|
|
|
Eine Gaffel
ist eine Holzspiere mit einer Gabel (Klau) am unteren Ende. An dieser Gaffel
ist ein viereckiges Segel befestigt. Die schräge Gaffel stützt sich mit der
Gabel gegen den Mast und umschliesst ihn teilweise. Segel werden mit Leinen, die man 'Fallen'
nennt, am Mast hochgezogen. Das Gaffelsegel wird mitsamt der Gaffel mit einem Piekfall,
gut zu sehen als Zickzack zwischen Gaffel und Mast auf der linken Marke, und einem
Klaufall am Mast hochgezogen. Um den Mast ist das Gaffelsegel mit einer Leine oder mit Holzringen
befestigt. Der untere Teil wird von einer Spiere, die man 'Baum' nennt, begrenzt.
Im obere Zwischenraum zwischen Gaffel und Mastspitze wird oft ein dreieckiges
Gaffeltopsegel gesetzt, rechte Marke. Der Schoner ist die 'America', die 1851 den ersten
America's Cup gewann (siehe unsere Seite
  über den
America's Cup) .
|
|
|
Das Gaffelsegel
entwickelte sich Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem Sprietsegel.
Es setzte sich schnell bei kleineren Seglern, Kuttern, Schonern und am Besanmast von
Großseglern (Barken, Barkentinen) durch. Auf der rechten Marke sehen wir Gaffelsegel
ohne einen 'Baum' am Unterliek, der unteren Kante des Segels.
Dieser dargestellte Schiffstyp wird in Indonesien
Pinisi genannt, gebaut nach dem holländischen Vorbild Pinasse. Auf der linken Marke
ist ein Rettungskutter dargestellt, der aber eindeutig Luggersegel hat. Das erkennt man
daran, dass die Spiere, an dem das Segel befestigt ist, seitlich am Mast vorbei führt.
|
|
|
Der Begriff Trapezsegel
taucht nur in der speziellen Südsee-Literatur auf.
Ein Trapezsegel ist ein viereckiges Segel in dem das Segel mindestens zwei parallele
Seiten hat, diese Seiten aber nicht gleich lang sein müssen. Dies trifft auf das
Segel des philippinischen Bootes, linke Marke, zu. Es ist aber auch gleichzeitig ein
Luggersegel. Das Trapezsegel passt besser zu der abenteuerlichen Konstruktion auf der
rechten Marke. Hier wird das viereckige Segel von zwei langen Spieren gespreizt. Diese
Segel sollen aus Mattengeflecht bestanden haben.
|
|
|
Spreizsegel sind eine Besonderheit der Südsee. Es handelt
sich dabei um Segel mit drei Seiten (Lieken), die von zwei Holzspieren
auseinandergespreizt werden. Auf der linken Marke sind die Spieren zu einer krummen
Form gebogen, rechts bilden die Spieren eine gerade 'V-Form'. Diese Segel werden auch
ozeanische Dreieckssegel genannt.
|
Unter den Segelarten des Pazifiks gab und gibt es eine große Zahl ähnlicher, aber
immer etwas anders konstruierter Segel mit den dazugehörigen Riggs.
Ein Beispiel ist dieses Spreizsegel, das wegen seiner extremen Form Krebsscheerensegel
genannt wird.
|
| |
|
|
Die Drähte, die einen Mast nach vorne und hinten festhalten, nennt man Vorstag
und Achterstag.
Die Drähte, die den Mast seitwärts halten sind die
Wanten.
Stagsegel sind dreieckige Segel,
die an diesen Vorstagen gesetzt werden. Man findet sie
immer vor dem Mast und zwischen zwei Masten, linke Marke. Auf der rechten Marke sind
vor dem Mast zwei Stagsegel und zwischen den Masten ein Stagsegel zu sehen. Darüber
befindet sich ein dreieckiges Schonersegel. Am zweiten Mast hinten ein Hochsegel.
Man kann mit diesen Stagsegeln relativ 'hoch am Wind' segeln, d.h. bis ca. 30 Grad am Wind
kreuzen.
|
|
Auf der Marke ist die Viermastbark "Sedov" abgebildet, ein Windjammer mit dem Rigg der Segelschiffe
des 18. und 19. Jahrhunderts.
Der vordere Mast war der Fockmast,
dahinter der Grossmast, danach der Kreuzmast
und achtern der Besanmast.
An den vorderen drei Masten befinden sich Rahsegeln.
Das unterste Segel ist von vorne die Fock, dann das Großsegel,
am Kreuzmast das Achtersegel und am Besanmast das Besansegel.
|
Darüber befinden sich die Marssegel, darüber die Bramsegel und ganz oben die Royal- und Skysegel.
Diese können nach Größe des Schiffes und Höhe der Masten jeweils in "unter" und "ober" geteilt sein,
z.B. Untermarssegel und Obermarssegel.
An beiden Rahenden befinden sich die Brassen, mit denen die
Segel zur Windrichtung gestellt werden.
|
Die Stagsegel vor dem vorderen Mast haben von unten nach oben die Namen
Fock, Klüver und Flieger / Jager.
Zwischen den Masten haben sie Namen wie Großstengestagsegel,
Großbramstengestagsegel,
Besanstengestagsegel etc., je nachdem wo sie gesetzt werden.
|
|
|
|
Das Hochsegel, auch
Bermudasegel, auch
Marconisegel genannt, ist sehr stark auf heutigen
Regattayachten und Tourenseglern verbreitet. Es ist ein dreieckiges Segel, das hinter dem
Mast gesetzt wird. Es ist vorne am Mast und unten an einem waagerechten Baum befestigt,
linke Marke.
Ein Hochsegel am vorderen Mast, dem Großmast hat die Bezeichnung Großsegel,
am hinteren Besanmast wird es kurz Besan genannt. Die drei Stagsegel
vor dem Mast auf der linken Marke haben von innen nach aussen die Namen Fock, Klüver
und Flieger. Eine relativ große Fock wird als Genua bezeichnet. Und auf einem
Windjammer mit Fock-, Groß- und Besanmast hat das untere Rahsegel am Fockmast
die Bezeichnung Fock. Auf der Rennyacht rechts sind die Kunstfaserbahnen deutlich
zu sehen, aus denen heutige Segel zusammengenäht werden.
|
|
|
|
Auf den Touren- und Regattayachten werden bei achterlichen Winden besondere, ballonartige
Segel gesetzt, um die Segelfläche zu vergrössern. Diese Segel werden
Spinnaker, kurz
auch Spi genannt. Auf der Luvseite wird der Spi mit einem Spinnakerbaum 'ausgebaumt' um
das Segel breit zu halten, siehe linke Marke. Rechts haben wir einen Gennaker,
eine Mischung
aus Genua und Spinnaker. Dieses Segel benötigt keinen Spibaum. Der Gennaker wird
auch Blister oder Flasher genannt. In der Mitte sehen wir eine Rennyacht mit Spinnaker und
einem Blister.
Spinaker haben auf kleineren Yachten eine Segelfläche von 60 bis 80 qm,
auf grösseren Rennyachten bis 400 qm. Sie bestehen meist aus sehr leichten Kunststoffbahnen.
Es gibt spezielle Flautenspinnaker, die sich durch die Sonnenthermik aufblähen und
das Schiff voranziehen.
|
|
Schon 1924 hatte der deutsche Flettner den Schoner 'Buckau' mit zwei 15,6 m hohen Rotoren
versehen, die als Segelersatz dienten. Der französische Meeresforscher Cousteau
liess sich als Nachfolge seiner 'Calypso' 1985 eine 'Alcyone' bauen, der nun eine 'Calypso 2'
folgen soll. Auf beiden Schiffen sind bzw. werden sogenannte
'Turbo-Segel' installiert,
die eigentlich Flügel sind, siehe Marke. Diese 'Segel' sehen ähnlich wie die
Flettner Rotoren aus, aber sie rotieren nicht. Die 'Alcyone' hat zwei 'Turbosails', die je
10m hoch sind.
|
Auf der 'Calypso 2', für die noch Spendengelder gesammelt werden, wird nur ein Turbosegel
mit einer Höhe von 26m errichtet.
Ob die Segel-Zukunft so aussehen wird?
Zu Thema Rotorschiff
siehe Seemotives Seite über "Ungewöhnliche Schiffe", nur auf diese Zeile klicken!
|
Einige Hinweise :
|
Zu diesen aufgeführten Segeltypen bzw. Segelarten existieren die mannigfaltigsten
Versionen; z.B. unterschiedlich im Schnitt und in der Form , in der Größe und
Segelfläche und im Material und der Materialstärke. Man teilt die Segel auch
in Leichtwind- oder Sturmsegel ein. Bei Sturm setzt man relativ kleine Segel aus festem
Material, bei geringen Windstärken leichte und größere Segel.
|
In der Antike wurden Segel aus Schilf, Blättern bzw. Matten oder Wolle geflochten, es
gab auch Versuche mit Holzsegeln.
Als man Stoffbahnen erstellen konnte wurden die Segel aus Leinentüchern erstellt,
zuletzt aus Baumwolle. Seit ca. 40 Jahren benutzt man Kunststoffe wie Dacron, Mylar, Kevlar,
Polyester, Nylon etc., man experimentiert mit Alufolien. Ferner werden verschiedene
Kunststoffe in 'Sandwich-Bauweise' zu Segelbahnen übereinander laminiert.
|
Schratsegel
ist ein Oberbegriff für alle längsschiff stehenden Segel mit einem
mittschiffs liegenden Vorliek. Dieser Begriff bildete sich als Gegensatz zu den
allgemein querschiffs stehenden Rahsegeln.
|
|
|