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Seemotive :
Schnelldampfer mit vier Schornsteinen,
die 'Four Stacker' !
Teil 1 mit deutschen Schiffen.
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Insgesamt wurden 14 Passagierschiffe mit vier Schornsteinen zwischen 1897 und 1922 gebaut.
Diese Schiffe wurden als "four funnel liner" oder auch als "four stacker" bezeichnet.
Das einzige Schiff mit fünf Schornsteinen, die "Great Eastern" kam bereits 1858 in Fahrt.
Als das Schiff zum Kabelleger umgebaut wurde entfernte man einen Schornstein.
Die Aufgabe der Schornsteine war Rauch, Dampf und Hitze aus den Kessel- und Maschinenräumen
abzuleiten. Als die Schiffe größer und schneller wurden, brauchte man mehr Maschinen. So stieg
zwangsläufig die Anzahl der Propeller, Kessel und Schornsteine.
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Die Anzahl der Schornsteine wurde symbolisch mit Geschwindigkeit und Sicherheit der Schiffe
interpretiert. Aus diesem Grund wurde auf einigen Schiffen ein vierter, leerer Schornstein hinzugefügt,
um den Eindruck von Stärke zu erwecken. In ihnen befand sich nur eine Leiter für die Ingenieure
und Heizer um in einem Notfall an Deck zu kommen. Dies trifft auf die Olympic Klasse der White Star
Line zu. Es ging auch um Prestige zwischen den grossen Nordatlantik Reedereien.
Die deutschen "Kaiser Wilhelm der Grosse", "Kronprinz Wilhelm", "Kaiser Wilhelm II" und die
"Kronprinzessin Cecilie" bildeten die Kaiser Klasse des Norddeutschen Lloyd und wurden auch
als die "Four Flyers" bezeichnet.
Auf dieser Seite werden die fünf deutschen "four stacker" vorgestellt.
Die neun britischen und ein französisches Schiff folgen in Teil 2.
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Schnelldampfer "Kaiser Wilhelm der Grosse"
- gebaut 1897 Vulcan Werft, Stettin
- Länge 197,70 m,
- Breite 20,13 m
- 14.349 BRT, 6.400 tdw
- Geschwindigkeit max. 22,45 kn
- 2 Dampfmaschinen, 2 Propeller
- Leistung 27.000 PSi
- Passagiere:
1. Klasse 206, 2. Klasse 226, 3. Klasse 1.074
- Besatzung 488
- Reederei: Norddeutscher Lloyd
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Der "Kaiser Wilhelm der Grosse" wurde zwischen Bremen / Bremerhaven und New York eingesetzt.
1898 gewann er das Blaue Band des Nordatlantiks.
Im Juni 1900 entkam er einem Großbrand in Hoboken, der drei andere deutsche Passagierschiffe,
die "Main", die "Bremen" und die "Saale" schwer beschädigte.
1906 wurde das Schiff mittschiffs von der RMS "Orinoco" gerammt, als er vor dem britischen Schiff
das Fahrwasser kreuzte. Dabei entstand ein Leck von 21 × 8 Metern und fünf ihrer Passagiere
fanden den Tod. Ein Seegericht sprach die "Kaiser Wilhelm der Grosse" schuldig.
1914 wurde das Schiff umgebaut, um nur noch Passagiere der 3. und 4. Klasse zu befördern;
damit sollte der wachsende Bedarf an Platz für Auswanderer nach Nordamerika bedient werden.
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Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde der "Kaiser Wilhelm der Grosse" zum Hilfskreuzer umgerüstet.
Er erhielt vier 10,5 cm Geschütze und konnte die Küste von Westafrika erreichen, um dort englische
Frachter abzufangen. Er versenkte zwei Schiffe, wurde dann aber im August 1914
von dem britischen Kreuzer HMS "Highflyer"
vor der Mündung des spanischen Rio de Oro gestellt und beschossen. Als die Deutschen keine
Munition mehr hatten, lief der "Kaiser Wilhelm der Grosse" auf die Küste zu und versenkte sich
mit Sprengladungen selbst. Das Wrack blieb dort bis 1952 liegen, dann wurde es verschrottet.
Links ist ein Flaggenstempel und rechts ein Leitstempel von Bord des Schnelldampfers abgebildet.
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Schnelldampfer "Deutschland"
- gebaut 1900 Vulcan Werft, Stettin
- Länge 208,50 m,
- Breite 20,50 m
- 16.502 BRT, 6.908 tdw
- Geschwindigkeit max. 22,5 kn
- 2 Dampfmaschinen, 2 Propeller
- Leistung 34.000 PSi
- Passagiere:
1. Klasse 429, 2. Klasse 226, 3. Klasse 284
- Besatzung 557
- Reederei: Hamburg-Amerika Linie
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Bereits auf seiner Jungfernfahrt von Eddystone nach Sandy Hook eroberte die "Deutschland"
im Juli 1900 mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 22,42 Knoten
zum ersten Mal das Blaue Band. Insgesamt wurde das Blaue Band viermal, zuletzt 1903 mit 23,15 kn
gewonnen.
Allerdings traten technische Probleme auf. Bei hoher Geschwindigkeit vibrierte die
Maschinenanlage. Am 22. April 1902 verlor die "Deutschland" bei schwerem Wetter auf der Rückfahrt
von New York nach Hamburg ihr Ruder und der Achtersteven brach ab. Das Schiff konnte aus
eigener Kraft Hamburg erreichen. Die Reparatur erfolgte bei Blohm & Voss.
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Aufgrund des hohen Kohleverbrauchs wurde die "Deutschland" im Oktober 1910 außer Dienst genommen
und umgebaut. Die Maschinen wurden gedrosselt (17,5 kn) und die Inneneinrichtung in ein Kreuzfahrtschiff
umgewandelt. Am 23. September 1911 stach sie mit neuem weißen Rumpfanstrich unter dem Namen
"Victoria Luise" als größtes Kreuzfahrtschiff der Welt von Hamburg aus in See.
Für den Ersten Weltkrieg wurde sie in einen Hilfskreuzer umgebaut, wurde aber
nicht eingesetzt. Aufgrund des schlechten Zustands des Schiffes im Jahr 1919 wurde es
nicht von den Siegermächten des ersten Weltkriegs beansprucht und war damit der einzige
verbleibende grosse Dampfer unter deutscher Flagge.
Nach einer Generalüberholung, bei der zwei der vier Schornsteine entfernt wurden, trat das Schiff
unter den Namen "Hansa" im Oktober 1921 seine erste Reise an.
Die "Hansa" wurde 1925 bei A.G. Vulcan Hamburg verschrottet.
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Dieser Stempel der Deutsch-Amerik. Seepost mit dem Kennbuchstaben "e" wurde am 22.9. 1900 an
Bord des Schnelldampfers "Deutschland" abgeschlagen. Der Stempel wurde vom 4.7.1900 bis zum
1.10.1910 auf diesem Schiff verwendet.
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Schnelldampfer "Kronprinz Wilhelm"
- gebaut 1901 Vulcan Werft, Stettin
- Länge 202,17 m,
- Breite 20,20 m
- 14.908 BRT, 6.900 tdw
- Geschwindigkeit max. 23,53 kn
- 2 Dampfmaschinen, 2 Propeller
- Leistung 33.000 PSi
- Passagiere:
1. Klasse 301, 2. Klasse 300, 3. Klasse 717
- Besatzung 528
- Reederei: Norddeutscher Lloyd
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Der "Kronprinz Wilhelm" war eine vergrößerte und verbesserte Version der "Kaiser Wilhelm der Grosse".
So wurden aus der bei beiden Schiffen gleichartigen Maschinenanlage bei der "Kronprinz Wilhelm"
6.000 PS mehr herausgeholt. Im Schiff waren die neuesten technischen Entwicklungen mit Geschwindigkeit
und Luxus integriert.
Von 1901 bis 1914 war das Schiff im Liniendienst von Bremerhaven via Southampton, Cherbourg
nach New York eingesetzt. 1902 gewann der "Kronprinz Wilhelm" mit einer Durchschnittsfahrt von
23,09 kn das "Blaue Band".
In einer dichten Nebelbank kollidierte der "Kronprinz Wilhelm" im Oktober 1902
im Ärmelkanal mit dem britischen Dampfer "Robert Ingham", der innerhalb von vier Minuten sank.
Auf dem englischen Schiff starben 2 Personen. Das Seeamt fand kein Verschulden bei den
Kapitänen der beiden Schiffe.
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Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges lief der "Kronprinz Wilhelm" zu einem Treffpunkt mit dem
Kreuzer "Karlsruhe". Er wurde auf See zum Hilfskreuzer ausgerüstet.
Im April 1915 lief das Schiff Newport News an. Die Besatzung wurde dort interniert.
Der "Kronprinz Wilhelm" wurde in Philadelphia "eingemottet". 1917 traten die USA in den Krieg ein
und beschlagnahmten das Schiff. Es bekam den neuen Namen USS "Von Steuben" und wurde als
Truppentransporter eingesetzt.
Er kollidierte 1917 mit der USS "Agamemnon" (ex "Kaiser Wilhelm II), kämpfte mit einem deutschen U-151
und wurde nach dem Krieg als "Baron von Steuben" im kommerziellen Dienst eingesetzt. 1921 erfolgte
wieder eine Umbenennungg in "Von Steuben". 1924 wurde das Schiff verschrottet.
Links sehen wir einen Flaggenstempel der "Kronprinz Wilhelm", der nur 1914 im Einsatz war.
Rechts ein Seepoststempel Bremen-New York "VIII" vom 16.10.1901, der vom Seepostamt der "Kronprinz
Wilhelm" verwendet wurde.
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Schnelldampfer "Kaiser Wilhelm II"
- gebaut 1902 Vulcan Werft, Stettin
- Länge 215,34 m,
- Breite 22,05 m
- 19.341 BRT, 8.700 tdw
- Geschwindigkeit max. 23,58 kn
- 4 Dampfmaschinen, 2 Propeller
- Leistung 38.000 PSi
- Passagiere:
1. Klasse 468, 2. Klasse 268, 3. Klasse 799
- Besatzung 650
- Reederei: Norddeutscher Lloyd
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Eine technische Besonderheit waren die vier Vierfachexpansions-Dampfmaschinen, von denen je
zwei Maschinen auf eine Propellerwelle wirkten.
Das Schiff wurde ebenfalls im Transatlantikdienst zwischen Deutschland und New York eingesetzt.
1904 gelang der "Kaiser Wilhelm II" eine Rekordfahrt mit einer Geschwindigkeit von 23,58 kn in
West-Ost Richtung. Das Blaue Band wird allerdings nur für Fahrten in Ost-West Richtung gewertet
(gegen den Golfstrom und die vorherrschenden Westwinde).
Im Juni 1914 wurde der "Kaiser Wilhelm II" im Nebel vor Southampton vom britischen
Frachter "Incemore" gerammt.
Der "Kaiser Wilhelm II" mußte mit starker Schlagseite nach Southampton zurückkehren und wurde dort
bei Harland & Wolff repariert.
Bei Kriegsausbruch befand sich das Schiff in New York. Die Besatzung wurde interniert und das Schiff
aufgelegt. 1917 wurde es von den Amerikanern beschlagnahmt und als Truppentransporter "Agamemnon"
eingesetzt.
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Die "IV" im Stempel steht für die "Kaiser Wilhelm II".
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Am 9. November 1917 kam es zu einer Kollision mit dem ehemals deutschen Schiff USS "Von Steuben"
(ex "Kronprinz Wilhelm", siehe oben).
Dennoch wurden die Truppentransporte bis August 1919 erfolgreich duchgeführt, nach Kriegsende wurden die
Soldaten wieder in die USA zurückgeholt. Das Schiff wurde aufgelegt, 1929 wurde es umbenannt in
"Monticello".
Nebeneinander vertäut, rosteten der ex "Kaiser Wilhelm II" und das Schwesternschiff, die ehemalige
"Kronprinzessin Cecilie" (jetzt "Mount Vernon") bis 1939 an ihrem Liegeplatz in der Chesapeake-Bucht
bei Baltimore vor sich hin. 1940 wurden sie beide abgewrackt.
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Schnelldampfer "Kronprinzessin Cecilie"
- gebaut 1906/07 Vulcan Werft, Stettin
- Länge 208,89 m,
- Breite 22,00 m
- 19.503 BRT, 8.300 tdw
- Geschwindigkeit max. 23,6 kn
- 4 Dampfmaschinen, 2 Propeller
- Leistung 46.000 PS
- Passagiere:
1. Klasse 617, 2. Klasse 326, 3. Klasse 798
- Besatzung 602-686
- Reederei: Norddeutscher Lloyd
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Alle Schiffe der Kaiser-Klasse standen für Größe, Eleganz, Geschwindigkeit und technische
Höchstleistungen. So wurde bei der "Kronprinzessin Cecilie" die größte Kolbendampfmaschinenanlage
eingebaut, die je in einem Schiff gearbeitet hat. Sie leistete mit vier Vierfach-Expansionsmaschinen
46.000 PS.
Von 1907 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges war das Schiff im Liniendienst zwischen Deutschland
und den USA im Einsatz. Das Blaue Band konnte das Schiff nicht erringen, da die Engländer mit ihrem
"Lusitania" Neubau auf Turbinentechnik setzten und damit höhere Geschwindigkeiten erreichten.
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Den Kriegsausbruch 1914 erlebte die "Kronprinzessin Cecilie" auf hoher See.
An Bord befanden sich 1216 Passagiere sowie Goldbarren und Münzen im Wert von 15 Millionen US-Dollar.
Der Kapitän brachte das Schiff in einen kleinen Hafen des Bundesstaates Maine. Denn die Engländer planten, die großen
amerikanischen Häfen zu überwachen. Passagiere und Goldbarren verliessen das Schiff.
Unter dem Schutz eines US Zerstörers fuhr die "Kronprinzessin Cecilie" nach Boston.
Es folgte ein Prozess wegen Nichterfüllung des Goldtransportes, der abgewiesen wurde.
1917 bei Kriegseintritt der USA wurde das Schiff beschlagnahmt.
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Die Deutschen hatten die Maschinenanlage so demoliert, dass sie in den USA nicht reparierbar war.
Das Schiff bekam eine neue Maschine, wurde in "Mount Vernon" umbenannt und als Truppentransporter
eingesetzt. 1918 wurde das Schiff vom deutschen U-Boot U-82 torpediert. Durch ein riesiges
Loch strömte Wasser ins Schiff. Doch die angrenzenden Schotten hielten. Mit 15 Grad Schlagseite und
6 kn Fahrt konnte Brest erreicht werden.
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Bei Kriegsende wurde das Schiff aufgelegt. Zusammen mit der ehemaligen "Kaiser Wilhelm II"
dümpelte und rostete die "Mont Vernon" ex "Kronprinzessin Cecilie" bis 1939 in der Chesapeake Bay.
1940 wurde das Schiff verschrottet.
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