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Seemotive's Buchecke,
heute vorgestellt:
Unterwegs in Übersee Aus Reisetagebüchern und Dokumenten
des früheren Direktors des Bremer Übersee-Museums
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Unterwegs in Übersee
Autor: der frühere Direktor Hugo H. Schauinsland
Bearbeitung, Kommentierung, begleitende Texte und Fotoauswahl von Anne E. Dünzelmann
Herausgegeben vom Übersee-Museum Bremen
368 Seiten, 344 s/w Abbildungen,
21 x 26 cm, Efalinleinen mit farbigem Schutzumschlag,
Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen,
ISBN 978-3-93178-533-8 Euro 32,50
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Hugo Schauinsland bei den Ming Gräbern nahe Peking
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Reisegesellschaft an Bord, in der Mitte Schauinsland mit seiner Frau
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Der Zoologe, Forscher und Museumsdirektor Hugo Schauinsland führte Anfangs des 20. Jahrhunderts mehrere
Forschungs- und Sammelreisen durch.
Er baute Kontakte zu führenden Forschern in aller Welt auf. So konnte er seine Reisen zu bestimmten
Forschungsschwerpunkten planen, die er dann u.a. in Amerika, Australien, dem fernen Osten und Polynesien
aufsuchte.
Die Reisen wurden von Bremer Firmen unterstützt, u.a. konnte Schauinsland auf allen Schiffen des Norddeutschen
Lloyds kostenlos mitfahren.
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Wichtig waren auch die deutschen Niederlassungen und Kontakte im Ausland.
Neben detaillierten Tagebuchaufzeichnungen der Reisen enthält das Buch einen Überblick über die Entwicklung
des Bremer Übersee-Museums und über Leben und Werk von Hugo Schauinsland.
Mehr als 20 von ihm entdeckte Arten wurden mit seinem Namen benannt.
In Neuseeland soll er das Sauerkraut eingeführt haben.
Hugo Schauinsland lebte von 1857 bis 1937. Er war von 1887 bis 1933 am Vorgänger des Übersee-Museums
und danach an diesem Museum als Direktor tätig.
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Der Leser findet einerseits deatillierte Angaben zu den Reisezielen, so z.B. über die Tuatara Echse, die in
Symbiose mit dem Sturmvogel lebt. Andererseits über genaue Abhandlungen von seinen Sammlungen, z.B.
über den Totempfahl der Haida Indianer.
Und Schauinsland berichtet viel über Land und Leute.
So z.B. über den Besuch von einer chinesischen Spielhölle, über Opiumrauchem, der entsetzlichen Sitte
des Betelkauens die jedes noch so schöne Frauengesicht unweigerlich zerstört. Oder nackte, mit
Tabaksaft besudelte Kulis, über unzählige Krüppel, Pockernnarbige und Blinde in Hongkongs Strassen,
dazu sieht Schauinsland Chinesen "Läuse fressen".
Dann folgt zwischendurch eine Bemerkung zur Reisegesellschaft: Wir sind immer noch seekrank.
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Auslegerboot in Neu Guinea
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Sammelstücke kommen an Bord
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Zwei Fischer, die ihm halfen, beschreibt er so: Der eine war ein ehemaliger französischer Graf, der sein
gesamtes Vermögen in Monaco verspielt hatte, der andere ein Whisky-durchtränkter Däne.
Weiter wunderte sich Schauinsland über den Eindruck, den er in China bei der Bevölkerung hervorrief.
Er erregte Heiterkeit, wurde angestaunt, Frauen und Kinder liefen zusammen.
Und dann erfährt der Leser, dass fliegende Fische ihre Flugrichtung durch Flossenstellung ändern können.
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Und: wenig angesehene Deutsche hier, die meisten mit einem Flecken aus der Vergangenheit.
Voll Salz gezogene, von Bohrwürmern durchfressene Stücke Treibholz dienen im Haushalt als Gewürz.
Zum Kokosnüsse ernten schicken sie Frauen auf die Bäume, die mit einem Strick zwischen den Füßen klettern,
etc. etc. etc.
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Nach seiner ersten Reise 1896/97 entwickelte Hugo Schauinsland schon seherische Vorstellungen:
"Die Weltgeschichte des nächsten Jahrhunderts wird in China und am Pazifik gemacht. ....
... wir stehen am schwülen Vorabend einer allgemeinen Krise Europas, vielleicht sogar der
gesamten weißen Rasse ...".
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Maori Häuptling
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Das Buch enthält 344 Bilder, darunter auch viele Notizseiten, die die oben aufgeführten
Bemerkungen belegen. Es ist bereits 1999 erschienen als
Folge von "Hundert Jahre Übersee-Museum Bremen 1896 - 1996".
Diese interessanten, spannenden und teilweise drastischen Schilderungen aus vergangenen Zeiten
sind empfehlenswert!
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