Seemotive :
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Der "Lotse" ist ein Beruf in der Schifffahrt. Daneben gibt es noch den Begriff des Fluglotsen und den des
Schülerlotsen.
Der Name leitet sich aus der altnordischen Bezeichnung "leidsoguadr" (Geleitsmann, der den Weg anzeigt)
und dann vom althochdeutsch "leytsman" bis zum holländischen, englischen "lodsman" ab.
Im Englischen wird er heute als "Pilot" bezeichnet, in Deutschland versteht man unter diesen Begriff einen
Flugzeugführer.
Früher wurde die Lotsentätigkeit auch oftmals vom Lot und dem Loten abgeleitet. Dies trifft
aber nicht zu, obwohl sich der Lotse konstant um die Wassertiefe kümmern muss.
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In der Seeschiffahrt sind schon tausende Schiffe verlorengegangen. Sie wurden vom Sturm auf ein Riff
oder den Strand geworfen. Sie scheiterten an Untiefen, die in den Seekarten nicht verzeichnet waren.
Sie strandeten auch durch Unkenntnis ferner Küsten, Flüsse und Häfen.
Gezeiten und unbekannte
Meereströmungen trieben Schiffe von geplanten Kursen ab. Eisschollen schlossen Schiffe ein.
Und Schiffe gingen durch
Navigationsfehler bzw. menschlichem Versagen verloren.
Die Aufgabe eines Lotsen ist es, ein Schiff, vorbei an allen Hindernissen, Untiefen und dem Schiffsverkehr
sicher in einen Hafen oder durch Meerengen und Kanäle zu bringen.
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Wenn man links oben auf der Marke die Mündung eines Flusses sieht, kann man die schmale Fahrrinne
und die
Sandbänke erkennen. Hier helfen nur genaue Ortskenntnisse eines Lotsen, denn die Bänke ändern ihre Lage
und verschieben sich im Laufe der Zeit. Auf der rechten Marke sehen wir den Hafen von Zeebrugge, Belgien.
Ein Lotse kennt die Hafenanlagen und die Pier, an der das Schiff anlegen soll. Links der Hafen von Le Havre.
Gegen den Tidenhub sind viele Häfen mit Schleusen
geschützt und der Lotse kennt die Zeiten und Befeuerungen an diesen Anlagen.
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Wenn ein Schiff fernab von Land über ein Meer oder einen Ozean fährt, braucht es keinen Lotsen.
Die Navigation machen die nautischen Offiziere.
Wenn das Schiff sich unbekannten Küsten nähert, durch Meerengen, Kanäle oder Flüsse
fahren muss, in einen Hafen einlaufen will, dann braucht es einen Lotsen, der sich dort genau auskennt!
Der Lotse hält Kontakt zu Landstationen, zu Schleppern und bürgt für Zollvorschriften.
Wir kennen Seelotsen, Kanallotsen, Hafenlotsen, Flusslotsen (Böschlotsen auf der Elbe und Weser)
und Schiffsführer in der Binnenschifffahrt. Daneben gibt es auch Überseelotsen, die z.B. Tanker
sicher durch die Kadetrinne in der Ostsee und die dänischen Gewässer bringen.
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In der Seefahrt ist ein Lotse ein Nautiker (Kapitän) mit mehrjähriger praktischer
Erfahrung, der seine Gewässer so gut kennt, dass er die Schiffe sicher an ihr Ziel
bringen kann.
Die Lotsen üben ihre Tätigkeit als Berater des Kapitäns aus; d.h. letztendlich kann der
Kapitän eine Lotsenanweisung aufheben bzw. ändern. Das war im 18. Jahrhundert anders, damals
war der Lotse für allen Schaden, der durch seine Anordnungen entstand, verantwortlich.
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Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel:
Im Panamakanal muß die Schiffsführung den Anweisungen des Lotsen folgen. Der Kapitän und
die nautischen Offiziere unterstützen den Lotsen bei der Kanalpassage.
Auf der Marke sehen wir den Dampfer "Andrea F. Luckenbach" im Gaillard Cut des Panamakanals.
Der Frachter wurde 1919 bei Bethlehem Steel gebaut und hatte 6565 tons.
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Bei Seemotive ist auch eine interessante Seite über den Panamakanal erschienen,
Sie brauchen nur auf diese Zeile klicken.
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Als Lotsenstationen werden und wurden Feuerschiffe, Leuchttürme und Spezialschiffe genutzt.
Im oberen Block sehen wir die Feuerschiffe Kiel, Cyclob/Schweden und Elbe 1, von denen die Lotsen zu
den Schiffen übergesetzt wurden bzw. werden.
Hier sehen wir den Leuchtturm von Utö/Finnland und den Turm von Sisters Islets/Kanada.
Von beiden Türmen starteten die Lotsenversetzboote zu den Schiffen.
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Lotsenstationen auf Schiffen:
Links die Brigantine "Yankee", die 1912 als "Emden" für die Emslotsen gebaut wurde. Dort war sie bis
1924 tätig, danach wurde sie auf der Elbe eingesetzt und kam 1947 in die USA.
Rechts das Kanonenboot "Mandovy", 1897 gebaut, ab 1909 30 Jahre lang Lotsenstation in der Delagoa Bay
vor Laurenco Marques/Mocambique.
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Auf der linken Marke eine weitere Lotsenstation, ein Fahrzeug mit Motorantrieb.
Es ist die Lotsentstaion "P.V. AL-Rasheed" vor dem Hafen von Basrah.
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Auf diesen Marken werden alte Lotsen-Versetz-Segelboote dargestellt, also die Boote, die den
Lotsen von der Station zum Schiff brachten bzw. auch abholten. Diese Boote verfügten über Segel
und Riemen zum Rudern.
Links oben ein dänisches Segelboot, daneben die Lotsengig "Early Riser" von den Bermudas und links der
Lotsenschoner No.5 von der Elbe. Dieser Schoner kam 1883 in Fahrt, wurde in Deutschland und Amerika eingesetzt
und kam 2002 als Museumschiff wieder zurück nach Hamburg.
| Im 18. Jahrhundert wurden alle Hamburger Lotsen "Kreuzer-Lotsen"
genannt. Vermutlich hängt der Name mit dem Lotsenboot zusammen, das vor der Elbmündung kreuzte.
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Auf der linken Marke ist ein Vollschiff zu sehen, die Segel sind "backgebrasst".
Das kann man an der Segelstellung erkennen. Beim Fock und Kreuzmast stehen die Segel auf "Vorrausfahrt",
am mittleren Grossmast genau entgegengesetzt; diese Segel bremsen also. Das Schiff hat so seine Fahrt
heruntergesetzt und wartet auf den Lotsen, der auf der rechten Marke auch schon angeschippert kommt.
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Auf beiden Marken sind heutige Lotsenversetzboote dargestellt; kleine Motorbarkassen, die die Lotsen
zum Schiff bringen bzw. ihn dort wieder abholen.
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Unter den modernen Lotsenbooten finden wir den Typ SWATH (Small Waterplane Area Twin Hull).
Es ist ein Catamaran; diese Doppelrumpfboote liegen bei starkem Seegang wesentlich ruhiger in der See
als bisherige Einrumpfboote. So kann auch bei stürmischen Winden eine Losenübernahme
durchgeführt werden. In Deutschland und Holland ist dieser Typ bereits im Einsatz.
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Und es ist auch ein Lotsenboot als Typ SWASH (Small Waterplane Area Single Hull) entwickelt worden.
Es ist ein Einrumpfboot mit Flossenstabilisierungsanlagen zu beiden Seiten, faktisch ein Trimaran.
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Lotsenversetzboote
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"Lotsen" hat es schon gegeben, solange die Menschheit zur See fährt. Hier einige Beispiele:
Um 2500 v. Chr. waren Lotsen auf dem Euphrat und Tigris tätig.
Schon 60 nach Chr. werden Lotsen in einer griechischen Segelanweisung genannt.
570 hat ein irischer Abt Schiffe auf dem Rhein gelotst. In den Sagas der Wikinger werden Lotsen genannt.
Um 1280 gab es den "Roles d'Oleron", ein Seerechtscodex, der über Jahrhunderte das
europäische Seerecht beeinflußte bis hin zum "Waterrecht van Wisby". Darin sind viele Hinweise auf das
damalige Lotsenwesen zu finden, bis hin zur Unterscheidung von "großen und kleinen Lotsen", je nach
Reviergröße.
In der Hansezeit (13. bis 15. Jahrhundert) entstand ein Seebuch mit "Belehrungen" über Gezeiten, Ströme,
Häfen und Leuchtfeuer.
1400 gab es eine holländische Lotsen-Gebührenverordnung; ein Lotsenzwang wurde
eingeführt. 1571 werden die ersten Lotsen in Bremen aktenkundlich erwähnt.
1615 auf Helgoland gibt es 68 Lotsen.
1639 Hamburg hat seine ersten Lotsen.
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Schon im Mittelalter unterlag das Lotswesen gesetzlichen Bestimmungen.
Es gab Anordnungen der Hafenstädte, die zum Lotsenzwang und zu Lotsengebühren führten.
Es gab auch z.B. von der Hamburger Admiralität eine "Pilotage Ordnung", die 1657 in Kraft trat.
Es folgte eine Flut von gesetzlichen Vorschriften und Bestimmungen, die das Lotsenwesen regelte.
Es bildeten sich Lotsengesellschaften und Lotsenbrüderschaften.
Es gab Lotsen als Privatunternehmer und Lotsen als Angestellte einer Hafenstadt.
Und es gibt hauptberufliche Lotsen und sogenannte Nebenlotsen oder Hilfslotsen,
die bei Bedarf angefordert werden.
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Die schwedischen Lotsen kümmern sich auch um das Betonnungssystem auf ihren Gewässern.
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Um in Deutschland Lotse zu werden, muß / mußte man ein Kapitänspatent (A6 oder AG)
und eine Fahrzeit von sechs
Jahren (heute reduziert auf 2 Jahre) mit diesem Patent haben. Daran schloss sich die revierbezogene
Lotsenausbildung an. Und im nächsten Schritt musste der Lotse Berufserfahrung auf großen und kleinen
Schiffen sammeln, um anschließend alle das Revier anlaufende Schiffe beraten zu können.
Denn der Lotse ist rechtlich nur der Berater des Kapitäns, obwohl er in der Praxis das Schiff
führt.
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Im Jahre 1979 feierten die deutschen Seelotsen ein dreifaches Jubiläum:
- seit drei Jahrhunderten waren sie durch Lotsenreglements staatlich autorisiert,
- vor 60 Jahren schlossen sich die Lotsen zum Deutschen Lotsenbund zusammen und
- vor 25 Jahren wurde das Gesetz über das Seelotsenwesen erlassen und die
Bundeslotsenkammer eingerichtet.
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Auf diesem Markensatz sehen wir Schiffe vor den Bermudas, die einen Lotsen anfordern.
Man sieht die Versetzboote, die zu den Schiffen rudern.
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Auf der 40 Cents Marke ist schon eine
Motorbarkasse abgebildet. Sie führt eine Signalflagge mit horizontaler Einteilung weiß über rot.
Das bedeutete "ich habe einen Lotsen an Bord".
1934 ersetzte das internationale Code Signal "H" (weiß vertikal neben rot) die weiß über rot
Flagge. Eine Nationalflagge mit weißem Rand bedeutet ebenfalls "Lotse an Bord".
Die Flagge "G" wird gesetzt wenn man einen Lotsen benötigt.
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Auf dieser Marke ist die Lotsenübernahme bei schwerem Wetter beim Feuerschiff "Elbe 2" abgebildet.
Es ist der Schoner "Caspar" auf der Station Elbe 2, 1845 in Hamburg gebaut.
Das Schiff lag von 1854 bis 1879 auf der Station Elbe 1, danach bis 1905 auf der Station Elbe 2
und bis 1911 auf der Station Elbe 4.
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Auf diesem Brief wird der Lotsendienst an der australischen Ostküste herausgestellt.
Durch das vorgelagerte Great Barrier Reef ist es wohl eines der schwierigsten Lotsenreviere weltweit.
Auf der Marke ist das Wappen der Queensland Coast and Torres Strait Pilot Service mit dem
Schiff "San Pedrico" abgebildet. Dies Schiff des Luis Baez de Torres hat diese tückische Passage
1606 zuerst durchfahren.
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Wenn ein Lotse auf ein Schiff übersetzen will, muss er auf einer Lotsenleiter das Schiff
praktisch "erklimmen". Dafür gibt es die Lotsenleitern, die in Lee eines Schiffes (Windschutz)
über Bord gehängt werden.
Das kann je nach Größe des Schiffes zu einer langen Kletterpartie werden.
Wenn die Distanz von der Wasseroberfläche bis zum Einstiegspunkt an Bord größer
als 9 m beträgt, wird zusätzlich ein Fallreep ausgebracht.
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Diese Ganzsache mit einer Briefmarke erschien 1984 zum "300jährigen Bestehen des dänischen
Lotsenwesen".
Es gab bereits 1561 dänische Seelotsen, konzessioniert wurden sie allerdings erst 1684 vom König
Christian V. Abgebildet ist ein damaliges Lotsenboot unter Segeln.
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Am Ruder des Schiffes steht ein Matrose.
Der Lotse kommt an Bord und gibt diesem Rudergänger Anweisungern, wie er das Ruder legen soll.
Der Kapitän verfolgt alle Lotsen-Kommandos. Er könnte einschreiten, braucht dies aber in 99,9%
der Fälle nicht zu tun. Die Lotsen sind so ausgebildet, das Sie das Schiff "im Griff" haben.
Und sie bringen das Schiff sicher an die Pier!
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Der Amerikaner Samuel Langhorn Clemens lebte von 1835 bis 1910. Seit 1861 nennt er sich
selber nur noch Mark Twain. Er war Journalist, Reporter, Sozialkritiker,
Moralist, Silbergräber, Reiseschriftsteller und Lotse. Er hat das Lotsenpatent auf
dem Mississippi erworben und fuhr vier Jahre zwischen New Orleans und St. Louis.
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Daher kommt auch sein Name. Wenn beim Loten der Wassertiefe der
Decksmann 'mark twain' ausrief (2. Markierung), dann war das immer noch ausreichend Wasser
unter dem Kiel. Neben dem Kinderbuch 'Tom Sawyer und Huckleberry Finn' ist sein 'Leben auf dem
Mississippi' als Seefahrtsliteratur zu nennen.
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Eine Lotsenseite darf einfach nicht ohne dieses berühmte Bild "Der Lotse geht von Bord"
schliessen. Es zeigt den Reichskanzler Bismarck, der 1890 seinen Rücktritt bei Kaiser Wilhelm II.
eingereicht hatte, weil sie sich politisch nicht mehr verstanden.
Das Bild ist eine Karikatur der brtischen Zeitschrift "Punch" (Dropping the Pilot) von Sir John Tenniel.
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Quellen:
Sammlung Kapiän Werner Kuppe, Itzehoe
Wolfgang Kayser, Entwicklungsgeschichte des deutschen Seelotsenwesens, HH 1988
K.B. Kühne, G. Spelde, Das Deutsche Seelotsenwesen, Hauschild Verlag 2006
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