| Seemotive :
Zerstörer 'Lütjens' außer Dienst!
|
|
Der deutsche Zerstörer 'Lütjens' ist auf keiner Briefmarke abgebildet.
Von dem amerikanischen Zerstörer USS 'Charles F. Adams', der das Typschiff für
die deutsche Lütjens Klasse war, existiert auch keine Marke. Deswegen muss sich
diese Seite auf Stempel, Cachets und Briefe beschränken.
|
Auf den Vignetten dieses Briefes sehen Sie die drei Zerstörer-Typen der deutschen
Marine nach dem zweiten Weltkrieg. Seit 1955 hat Deutschland eine Bundeswehr mit Marine.
Von den Vereinigten Staaten wurden 1958-60 sechs Zerstörer der Fletcher Klasse
leihweise übernommen und später angekauft, linke Vignette.
Diese Schiffe waren 1941-43 gebaut worden.
Sie bekamen die Bezeichnung Zerstörer 1 bis Zerstörer 6 (Z1 bis Z6).
Z1 wurde 1972 außer Dienst gestellt und diente als Ersatzteillager für die
anderen fünf. Z2 bis Z5 wurden 1981/82 an Griechenland verkauft, Z6 wurde schon 1967
außer Dienst gestellt und zum Verschrotten verkauft.
|
|
In der Mitte ist der Zerstörer 'Bayern' der Hamburg-Klasse abgebildet.
Insgesamt bildeten die Zerstörer 'Hamburg', 'Schleswig-Holstein', 'Bayern' und
'Hessen' das 2. Zerstörergeschwader. Sie wurden 1964-68 in Dienst und
zwischen 1990 und 1994 außer Dienst gestellt.
Rechts der Zerstörer 'Lütjens' der sogenannten Lütjens Klasse,
zu der noch die 'Rommel' und 'Mölders' gehörten.
|
|
1960 stellten die Amerikaner den Zerstöer USS 'Charles F. Adams' in Dienst. Er
war der erste amerikanische Lenkwaffenzerstörer und wurde Klassenschiff für
viele Neubauten. Die deutsche Lütjens Klasse war eine modifizierte 'Charles. F.
Adams Class'. Hier einige Daten zur 'Lütjens':
- Bauwerft Bath Iron Works in Bath, Maine, USA
- Kiellegung: 01.03.1966
- Stapellauf: 11.08.1967
- Indienststellung: 22.03.1969
- Umbau, Umrüstung zur Klasse 103A: Aug. 76 bis Aug. 77
- Umbau, Umrüstung zur Klasse 103B: April 85 bis März 86
- Außerdienststellung: 18.12.2003 (geplant)
|
- Verdrängung im Einsatz: 4.729 Tonnen
- Standardverdrängung: 4.162 Tonnen
- Länge: 134,48 Meter
- Breite: 14,35 Meter
- Tiefgang: 6,37 Meter
- Geschwindigkeit: max 27 kn bei 2 Kesselbetrieb,
max. 34 kn bei 4 Kesselbetrieb
- Antrieb: 2 Dampfturbinen mit zusammen 70.000 PS, 2 Schrauben,
4 Hochdruckkessel.
- Besatzung: 327 Mann
- Kennzeichen: D185
- Zerstörergeschwader 1,   Heimathafen Kiel
|
|
|
|
|
Bewaffnung:
- zwei Geschütztürme METL (Marineeinzel-Turmlafette) Kaliber 127 mm,
Reichweite 23,8 km
- Anti U-Boot Raketensystem, ASROC (Anti Submarine Rocket)
- jeweils 3 Torpedorohre an Backbord und Steuerbord für U-Jagdtorpedos
- Schiff-Luft Flugkörper Standard Missile (SM1), Reichweite bis 46 km
- Schiff-Schiff Flugkörper Harpoon, Reichweite 110 km
- Luftabwehrflugkörper Nahbereich RAM (Rolling Airframe Missile)
- dazu hochsensible Antennen und Waffenleitradarsysteme GFCS (Gun Fire Control System)
und MFCS (Mortar Fire Control System)
- Raketenwerfer für Täuschkörper zum Schutz vor angreifenden
Flugkörpern SRBOC (Ship rapid bloom off-board chaff)
|
|
|
Zu den Aufgaben des Zerstörers gehörten die Aufklärung des Luft- und
Seeraumes, die Bekämpfung von Flugzeugen und Flugkörpern, Unterseebooten
sowie Überwassereinheiten. Die Primäraufgabe war die Flugabwehr.
In ihrer 34jährigen Dienstzeit hat die 'Lütjens' wiederholt in den
unterschiedlichsten Verbänden an vielen Manövern teilgenommen, wie
auf den Stempeln ersichtlich. Dazu gehören unter anderem:
- BOST - Basic Operational Sea Training rund um England
- SEF - Ständige Einsatzgruppe Flotte, auch Standard Einsatzverband der Flotte
- DESEX - Destroyer Exercise, Zerstörer Übungen im Manöver
- STANAVFORLANT - Standing Naval Force Atlantic, NATO Flotte, zuständig für
den Atlantik
- DFRAM - Deutsch- Französischer Marineverband, wird einmal jährlich zusammengestellt
- BALTOPS - Baltic Operations, Ostsee, jährliche Manöver
- Joint Task Force Exercises, Karibik
- Cold Winter im Polarmeer
- JMC - Joint Maritime Course, eine NATO Übung
- AAG - Ausbildungs- Auslandsreise in ausserheimischen Gewässern
- ÜAG - Übungsreise in ausserheimischen Gewässern
|
|
|
Die 'Lütjens' hat in ihrer Dienstzeit 791.561 Seemeilen zurückgelegt, das
entspricht fast 36 Erdumrundungen. Das Schiff war zusammengerechnet sieben Jahre,
228 Tage, sieben Stunden und 36 Minuten auf See. Dabei wurden ca. 140 Millionen Liter
Kraftstoff verbraucht. Rund 15.000 Soldaten waren während dieser Zeit an Bord.
1970 fuhr die 'Lütjens' gegen eine Fahrwassertonne und hatte eine
Grundberührung in der Kieler Förde. Dabei wurden beide Propeller und die
Schwanzwellen beschädigt.
In den 34 Jahren lag das Schiff 21 mal in der Werft, davon 19 mal bei den
Howaldtswerken Kiel. Dazu kommen mehrere Liegezeiten im Marinearsenal Kiel.
Das Saarland (!) hatte die Patenschaft der 'Lütjens' übernommen.
|
|
Zwei Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 traf die 'Lütjens'
in der Nordsee auf den amerikanischen Zerstörer USS 'Winston S. Churchill'.
Die Besatzung der 'Lütjens' trat an Deck an, setzte die amerikanische Flagge
auf Halbmast und übermittelte den Amerikanern mit einem Transparent die Botschaft:
'We stand by You'. Der Vorfall wurde publik, eine Delegation der 'Lütjens' wurde
in den amerikanischen Kongress eingeladen und mit einer Fahne geehrt.
|
Vom März bis zum Juli 2003 unternehm die 'Lütjens' ihre letzte Dienstfahrt.
Am 29. Oktober verholte das Schiff von Kiel nach Wilhelmshaven, wo es am 18. Dezember
offiziell außer Dienst gestellt wird. Bis zum März 2004 wird der
Zerstörer 'ausgeräumt'. Die Amerikaner möchten dann die 'Lütjens'
als Versuchsplattform für neue Waffensysteme nutzen, d.h. als Ziel bei Übungen
einsetzen. In der Zwischenzeit haben
sich in Kiel und Hamburg Initiativen gebildet, die die 'Lütjens' gerne als
Museeumschiff hätten.
Jedoch Mitte November 2003 war das endgütige Schicksal von D185 noch offen.
|
|
|
|
Namensgeber für die 'Lütjens' war Günter Lütjens, am 25.5.1889
geboren.
1907 trat er als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein, fuhr im 1. Weltkrieg u.a. als
Kommandant auf Torpedobooten. Er wurde Korvettenkapitän, danach fuhr er als
Kapitän zur See auf dem Kreuzer 'Karlsruhe'. Als Konteradmiral war er Führer der Torpedoboote,
ab 1940 Flottenchef und Admiral. Am 27.05.1940 starb er an Bord des untergehenden
Schlachtschiffes 'Bismarck'.
|
|
|
Die Schwesterschiffe der 'Lütjens' waren die Zerstörer 'Mölders', D186
und 'Rommel', D187. Die 'Rommel' wurde nach 29 Dienstjahren 1999 außer Dienst
gestellt. Die 'Mölders' wurde nach 33 Dienstjahren Ende Mai 2003 außer Dienst
gestellt. Die drei Zerstörer der 'Lütjens' Klasse werden durch drei
supermoderne Fregatten ersetzt, die die Namen 'Sachsen', 'Hamburg' und 'Hessen'
tragen werden. Die Fregatten sind die wirtschaftlichste Lösung im Marineetat.
|
|