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Seemotive : Typen und Takelung nordeuropäischer Frachtsegler!
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      Viermastbark 'Passat'
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Diese Seite zeigt einige nordeuropäische Schiffstypen von Frachtseglern des 19. und 20. Jahrhunderts, die auf
Briefmarken zu finden sind.
Segelschifftypen aus dem Mittelmeerraum und Sportboottypen werden auf einer späteren Seite separat behandelt.
Von "Seemotive" erschien bereits eine Seite "Segelarten - Segeltypen".
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Click auf diese Zeile. Sie macht sie mit verschiedenen Fachbegriffen vertraut, die auch auf dieser Seite auftauchen.
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Fünfmastvollschiff 'Preussen' |
Dreimastvollschiff 'Crusader' |
Ein Vollschiff, auch Vollrigger (engl. fullrigger)
genannt, ist ein 'vollgetakeltes' Schiff mit mindestens drei Masten.
'Vollgetakelt' bedeutet, dass an jedem Mast Rahsegel gesetzt werden. Je nach Größe des Schiffes hat
jeder Mast vier bis acht Rahsegel. Der hinterste Mast hat oft noch ein Gaffelsegel, den Besan.
Vor dem ersten und zwischen den Masten werden Stagsegel gefahren.
Der Begriff 'Vollschiff' entstand Mitte des 19. Jahrhunderts.
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Beim Dreimastvollschiff haben die Masten die Bezeichnung (von vorne) Fockmast, Großmast und Kreuzmast.
Beim Viermastvollschiff haben die Masten die Bezeichnung Fockmast, Großmast, Achter- oder
Hauptmast und Kreuzmast.
Beim Fünfmastvollschiff haben die Masten die Bezeichnung Fockmast, Großmast, Mittelmast, Achter- oder
Hauptmast (auch Laeisz-Mast) und Kreuzmast.
Die riesigen Masten bestanden aus einem Untermast mit der aufgesetzten Marsstenge und darauf der Bramstenge,
siehe rechts den Markenausschnitt.
Ganz lange Masten hatten darüber noch eine Skystenge. Die Masten wurden seitwärts von den Wanten
gehalten und nach vorne und hinten von den Stagen.
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Die Segel hatten Bezeichnungen nach ihrem Mast und dort nach
ihrem Platz, z.B. Kreuz-Marssegel. An den Rahenden (Rahnocken) waren die Brassen befestigt, um damit die Segel in
die richtige Stellung zum Wind zu bringen.
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Klipper 'Ariel'
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Die schnellen Klipper waren fast alle als Vollschiffe getakelt.
An den Rahen hatten sie Verlängerungsspieren, an denen auf Kursen mit achterlichem Wind die Leesegel gesetzt
wurden, siehe Marke links.
Über diese Schiffe ist bei "Seemotive" eine extra Seite erschienen:
Die Klipper! Nur auf diese Zeile clicken.
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Fünfmastbark 'France II' |
Dreimastbark 'Eagle' ex 'Horst Wessel' |
Mit Bark (engl. barque) bezeichnet man ein Segelschiff mit mindestens drei Masten, bei dem nur der hintere Mast Schratsegel
(Gaffelsegel und darüber ein Gaffeltoppsegel)
führt. Die vorderen Masten haben Rahsegel. Schratsegel ist ein Oberbegriff für alle längsschiff
stehenden Segel. Dieser Begriff bildete sich als Gegensatz zu den allgemein querschiffs stehenden Rahsegeln.
Wie beim Vollschiff werden hier auch Stagsegel gefahren. Der letzte Mast wird Besanmast genannt, ansonsten sind
die Mastbezeichnungen wie oben beim Vollschiff.
Im 19. Jahrhundert war die Dreimastbark eine der wichtigsten Schiffstypen der europäischen Handelsflotten.
Um die Jahrhundertwende, als Stahl im Schiffbau das Holz verdrängte, wurden Viermast-, Fünfmast- und sogar
einige Sechsmastbarken gebaut.
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Barkentine 'Mozart'
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Eine Barkentine ist ein Segelschiff mit mindestens drei Masten. Dabei ist nur der vorderste Fockmast rahgetakelt, alle
anderen Masten führen Schratsegel. Das sind dann Gaffelsegel mit zusätzlichen Toppsegeln und Stagsegeln.
Die Barkentine ist schon um 1800 entwickelt worden. Da die Bedienung der Schratsegel leichter ist als bei Rahsegeln
brauchen diese Schiffe weniger Besatzung als auf einem Vollschiff. Ausserdem eignen sie sich gut beim Kreuzen gegen den
Wind. Die Bezeichnung 'Barkentine' steht für kleine Bark. Der Name
Schonerbark wird auch für diesen Typ verwendet.
Es soll auch Barkentinen geben, die auch am zweiten Mast einige Rahsegel und ein Gaffelsegel fahren.
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Eine Brigg ist ein Segelschiff mit zwei Masten. An beiden Masten
werden Rahsegel gefahren. Am hinteren Mast haben wir zusätzlich ein großes Gaffelsegel.
Die Masten werden Fockmast und Grossmast genannt. Die Brigg war im 19. Jahrhundert wegen des geringen
Ladungsanfall stark verbereitet. Sie wurde auch als Kriegsschiff eingesetzt. Ab 1860 wurde dieser Schiffstyp nach und nach
durch Dreimastbarken ersetzt.
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Brigg HMS 'Daring'
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Brigantine 'Alderney'
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Eine Brigantine ist ein Segelschiff mit zwei Masten.
Beide Masten haben Rahsegel; allerdings führt der achtere Großmast unter zwei Rahsegeln ein Gaffelsegel.
Dazu kommen mehrere Stagsegel. Die Bezeichnung 'Brigantine' steht für kleine Brigg. Sie wird auch
Dreiviertelbrigg oder
Zweimast-Rahschoner genannt.
Ursprünglich verstand man unter Brigantine ein ruderbares Segelkriegsschiff im 16. Jahrhundert. Im
Mittelmeerraum gab es Brigantinen mit einem Lateinersegel am hinteren Mast.
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Eine Schonerbrigg ist ein Segelschiff mit zwei Masten.
Dabei ist nur der vordere Fockmast rahgetakelt, der achtere Großmast führt Schratsegel, also Gaffelsegel
und Gaffeltoppsegel. Dazu kommen mehrere Stagsegel. Die Schonerbrigg wird auch
Halbbrigg oder
Hermaphroditbrigg (Zwitterbrigg)genannt.
Dieser Typ wurde zuerst im 17. Jahrhundert in Holland gebaut, danach in großer Zahl in weiteren
europäischen Ländern und Nordamerika.
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Schonerbrigg 'Daisy'
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Gaffelschoner 'Herald'
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7-Mast-Gaffelschoner 'Thomas W. Lawson'
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Ein Schoner ist ein Segelschiff mit zwei oder mehreren Masten.
Bei den Zweimast-, Dreimastschonern sind die hinteren Masten immer höher als der vordere Mast.
Die Schoner sind mit Gaffelsegeln, Toppsegeln und Stagsegeln geriggt.
Aber es sind auch einige Rahsegel möglich, siehe weiter unten.
Die ersten Schoner wurden im 18. Jahrhundert in Nordamerika gebaut. Schoner sind schnell, können hoch am
Wind kreuzen und sind leicht zu bedienen, d.h. eine kleinere Mannschaft als auf Rahseglern
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Gaffelschoner mit Breitfock
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Toppsegelschoner 'Ingrid'
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Marssegel-Schoner 'Valdivia'
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Um auch von den Vorteilen der Rahsegel (gut bei achterlichen Winden) zu partizipieren, wurden auf den Schonern auch
einige Rahsegel angebracht.
Ein Schoner mit einer Breitfock
führt an seinem vorderen Mast eine Rah, an der die Fock befestigt ist.
Mit Toppsegelschoner wurden in Amerika alle Schoner bezeichnet,
die über ihren Gaffelsegeln noch Rahsegel setzten konnten. Der Begriff
Marssegelschoner steht für Schoner, die an ihrer Marsstenge
Rahsegel fuhren. Somit sind Toppsegelschoner und Marssegelschoner identische Takelagen, obwohl Anzahl der Masten
und Rahsegel variieren können.
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Ein Stagsegelschoner ist ein Segelschiff mit zwei oder drei Masten.
Vor und zwischen den Masten werden die dreieckigen Stagsegel gesetzt. Am hintersten Mast wird ein Hochsegel
gefahren.
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Zweimast-Stagsegelschoner 'Atlantic Clipper'
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Slup
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Eine Slup (engl. sloop) ist ein einmastiges Segelschiff.
Es hat / hatte unterschiedliche Takelungen. Als Handelsslup führte sie zwei, drei Stagsegel, ein Gaffelsegel
und ein Rahtoppsegel oder Gaffeltoppsegel. Die Slups wurden als Handelsschiffe und Fischereifahrzeuge in der
Nord- und Ostsee eingesetzt. Die britischen Marine benutzte diesen Typ auch als Geleitschiff.
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Lugger 'Lucja Magorzata'
Rettungsboot mit Luggertakelung
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Ein Lugger, Logger ist ein Segelschiff mit zwei oder drei Masten.
An den Masten werden Luggersegel, Stagsegel und eventuell einige Toppsegel gefahren.
Beim Luggersegel führt die Spiere, an der das Segel befestigt ist, am Mast vorbei, wie auf diesen Marken
zu sehen ist. Der Lugger kommt aus Frankreich (Lougre) und wurde als Küstenfrachtschiff, Depeschenschiff,
Kaperfahrzeug, Postschiff und auch im Rettungsdienst eingesetzt.
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Kutter
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Kutter
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Ein Kutter (engl. cutter) ist ein einmastiges seetüchtiges
Segelschiff. Der Kutter wurde Mitte des 18. Jahrhunderts in England entwickelt parallel zum französischen
Logger. Die ersten Kutter führten Gaffel- Rah- und Stagsegel an einem langen Klüverbaum, wie links zu sehen.
Um 1900 verschwanden die Rahsegel, die Takelage wurde auch in der Bedienung einfacher.
Der ganze Typ wurde etwas kompakter, behielt aber wegen seiner geringen Länge seine günstigen
Manövriereigenschaften. Der Kutter war deswegen sehr beliebt.
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Yawl 'Penelope'
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Ketsch 'Emma'
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Die Takelung als Yawl und als
Ketsch finden wir bei Frachtseglern aber auch bei Sportbooten.
Die Schiffe haben zwei Masten, den vorderen Grossmast und einen kleineren Besan- oder Treibermast.
Bei der Yawl steht dieser kleine Mast hinter dem Ruderschaft, bei der Ketsch steht er vor dem Ruder. Das ist der signifikanteste
Unterschied. Als Segel sind Gaffel- und Stagsegel in Gebrauch, aber auch Rahtoppsegel können vorkommen.
Die Ketsch wurde im 17. Jahrhundert in England entwickelt und fuhr noch bis etwa 1920 in deutschen, englischen und
skandinavischen Gewässern.
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Postjacht 'Hiorten'
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Unter Jacht / Yacht versteht man Segelschiffe, die nicht
wirtschaftlichen Zwecken, sondern dem Sport und dem Vergnügen dienen.
Vom holländischen Jagt bzw. Jaghd abgeleitet wurde unter Jacht auch ein kleines Handelsschiff verstanden,
das ein bis sogar drei Masten hatte. Als Segel dienten Gaffel- Rah- und Stagsegel. Wie man auf der Marke sieht,
wurde dieser Typ auch als Postschiff auf der Ostsee eingesetzt.
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Der Ewer ist ein zweimastiges Segelschiff, bei dem
der hintere Mast wesentlich kleiner als der vordere Mast ist. Gefahren werden Gaffelsegel, Toppsegel und Stagsegel.
Im 19. Jahrhundert war der Ewer ein Mehrzweckschiff. Es gab Frachtewer, Fähr-, Torf- und Fischewer.
Auf der Marke ist ein Finkenwerder Fischewer abgebildet.
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Finkenwerder Ewer
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Kuff / Galiot 'Schwan'
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Das dänische Segelboot auf der Marke könnte vom Typ Kuff
oder Galiot
sein. Eine Kuff hat zwei Masten, Rahsegel, Gaffelsegel und Stagsegel am vorderen Mast,
am hinteren Mast ein Gaffelsegel; ebenso die Galiot. Beide Typen waren Küstensegler im Nordseeraum vom
17. bis zum 20. Jahrhundert.
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Es gibt noch unzählige kleine Segelbootstypen, die in der Handelsschiffahrt, als Lotsenfahrzeuge, in der
Fischerei oder im Hafenbetrieb eingesetzt wurden. Stellvertretend für alle hier als Beispiel
zwei Typen aus dem Ostseeraum.
Von den Aaland Inseln kommt die
Skuta. Sie ist ein zweimastiges Segelschiff, bei dem
der vordere Mast wesentlich kleiner als der hintere Mast ist. Gefahren werden nur Rahsegel.
Es wurde für Fracht und Passagierfahrten eingesetzt.
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Skuta
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Kurenas
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Das litauische Segelboot Kurenas
hat einen winzingen vorderen Mast und dicht dahinter einen relativ grossen Mast. An beiden Masten wird ein
Sprietsegel gefahren. Am Grossmast vorne noch ein Stagsegel und an der Spreizspiere achtern hängt ein
Rahsegel. Dies ist ein recht seltener und eigenwilliger Typ.
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Quellen:
Dudzus, Henriot, Krumrey, Das große Buch der Schiffstypen
Jung, Das große Maritim Lexikon
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