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Seemotive :
Lloyds List !
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Lloyd’s of London mit Sitz in London ist ein internationaler Versicherungsmarkt.
Der Anfang von Lloyd’s war ein Kaffeehaus (Marke rechts), welches von Edward Lloyd
im Februar 1688 zuerst in der
Londoner Tower Street, dann in der Lombard Street geführt wurde.
Wie andere Kaffeehäuser wurde Lloyd’s zum Treffpunkt von Geschäftsleuten die bereit waren,
Risiken im Bereich der Schifffahrt abzudecken.
Es wurde zur Gepflogenheit, einen Versicherungsgeber im Kaffeehaus zu suchen, da dort mehr als
ein Anbieter zu finden war.
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Beginnen wir zuerst mit der Schiffsglocke der "Lutine", die mit ihrem Klang bei Lloyds für Aufmerksamkeit
sorgte.
Die HMS "Lutine" (Marke links) war eine französische Fregatte, die 1793 von der Royal Navy erbeutet wurde und 1799
sank.
Bekannt ist sie bis heute vor allem durch ihre Schiffsglocke (Marke Mitte),
die 1858 geborgen wurde und bis heute im Hauptsitz von Lloyd’s of London aufgehängt ist.
Die "Lutine" war ursprünglich ein 32-Kanonenschiff der französischen Marine, gebaut 1778.
Im Verlauf der Französischen Revolution wurde die "Lutine" an die Engländer übergeben, die das Schiff
zur Fregatte umbauten.
Im Oktober 1799 befand sich die "Lutine" auf einer Reise von Great Yarmouth nach Cuxhaven.
Das Schiff strandete während eines starken Nordweststurms auf einer Sandbank vor Terschelling
und ging mit seiner Gold- und Silberladung verloren.
Bei dem Unglück kamen etwa 240 Seeleute zu Tode, nur ein Mann überlebte.
Die Ladung der Lutine bestand aus Gold und Silber in Form von Barren und Münzen im damaligen Wert von 1,2 Millionen Pfund.
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Die Ladung war bei Lloyd’s of London versichert, welche den Schaden zur Gänze beglich und so zum
Eigner der Ladung wurde.
Unmittelbar nach der Strandung begann das Wrack der Lutine zu versanden, was die Bergungsbemühungen
ab 1804 schließlich unmöglich machte.
Durch Zufall entdeckte man 1857 das durch die Strömung freigelegte Wrack, welches aber schon 1859
wieder komplett versandet war.
Insgesamt gab es von der Strandung 1799 bis zu den letzten Versuchen 1867 unzählige Versuche
(weit über 50) an den Schatz in der Lutine heranzukommen.
| Einige Versuche waren auch erfolgreich.
Es wurden insgesamt um die 73 Goldbarren, 130 Silberbarren und eine unzählige Menge an Münzen
(Piastern) geborgen.
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Die Schiffsglocke der Lutine wurde am 17. Juli 1858 geborgen und hängt seit diesem Jahr, angebracht
auf einem erhöhten Podest des sogenannten Underwriting Room bei der
Schiffsversicherungsgesellschaft Lloyd’s.
Traditionell wurde die Glocke früher einmal angeschlagen, wenn ein Schiff verloren gegangen war,
und zweimal, wenn ein verloren geglaubtes Schiff wiederauftauchte.
Dies wurde ursprünglich gemacht,
damit alle im Raum anwesenden Underwriter und Broker gleichzeitig auf die Nachricht aufmerksam
gemacht wurden.
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Da die Glocke im Laufe der Jahre einen Riss erhielt, wird dies heute nicht mehr praktiziert.
Den letzten Schiffsverlust kündigte die Glocke 1979 an, die letzte Wiederkehr eines Schiffes machte
sie 1989 bekannt.
Heute läutet die Glocke nur noch bei großen internationalen Ereignissen, so beim Tod eines Mitglieds
der britischen Königsfamilie oder bei Katastrophen wie den Terroranschlägen
des 11. Septembers 2001 und dem Tsunami im Jahr 2004.
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In Lloyds Coffeehouse in der Londoner Hafengegend trafen sich Reeder, Kapitäne, Kaufleute und Versicherer.
1696 erschienen die "Lloyds News" wöchentlich.
1726 kam die "Lloyds List" mit Schifffahrtsinformationen heraus.
Daraus entwickelte sich 1760 das "Register of Shipping" das von Londoner Versicherungen gegründet wurde.
Ab 1811 wurden eigene Agenturen gegründet und ihre Aufgaben festgelegt.
1834 entstand dann die unabhängige Gesellschaft "Lloyds Register of British and Foreign Ships".
Diese Gesellschaft firmiert heute unter
Lloyds Register (LR) als eine Schiffsklassifikationsgesellschaft.
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1871 wurde der Geschäftsbetrieb von Lloyd’s of London gesetzlich geregelt (Lloyd’s Act), Marke
links.
Danach ist Lloyd’s of London mit Sitz in London ein internationaler Versicherungsmarkt.
Lloyd’s of London ist keine Firma oder Kapitalgesellschaft, sondern eine Börse, an der mit
Versicherungen gehandelt wird.
Auf der rechten Marke ist ein Raum der "Underwriter" dargestellt.
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Das im Jahre 1760 gegründete "Lloyds Register of Shipping" war die erste
Klassifikationsgesellschaft weltweit.
So eine Gesellschaft ist ein Unternehmen, das im Schiffbau als Gutachter auftritt. Es erstellt unter anderem
technische Richtlinien und gibt Bauvorschriften heraus.
Die Klassifikationsgesellschaften zertifizieren die Schiffe für einen bestimmten Zeitraum, für
ein Fahrtgebiet und
einer bestimmten Schiffsklasse z.B. Eisbrecher, Kühlschiff, Tanker, Passagierschiff etc.
In der Regel muß ein Schiff alle fünf Jahre ins Dock. Es wird dann einer genauen Prüfung
unterzogen, die Klasse wird erneuert.
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Ab 1828 gründeten sich weltweit weiter 21 Klassifikationsgesellschaften.
Heute gibt es
12 international anerkannte Gesellschaften die in der
"International Association of Classification Societies (IACS)" zusammengeschlossen sind.
Daneben existieren mehrere regionale Gesellschaften.
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Die Freibordmarke (auch Plimsoll-Marke nach Samuel Plimsoll, der sie in den 1870er Jahren einführte)
gibt die Grenze für den infolge Beladung veränderlichen Freibord des Schiffsrumpfes an.
Sie befindet sich bei Handelsschiffen auf halber Schiffslänge beidseitig am Rumpf des Schiffes,
genau unterhalb des Decksstrichs, der die Lage des Freiborddecks markiert.
Die Buchstaben am Ring der Freibordmarke bezeichnen die Klassifikationsgesellschaft, z.B "LR" für
Lloyds Register of Shipping oder "GL" für Germanischer Lloyd.
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Die Buchstaben an der Marke bedeuten: "S" für Sommer, "T" für Tropen, "F" für Frischwasser, "FT" für
Frischwasser Tropen, "W" für Winter und "WNA" für Winter Nordatlantik.
Das bedeutet, wenn das Schiff im Winter den Nordatlantik überqueren will, darf der Rumpf nur bis zum
"WNA" Strich beladen werden, eintauchen.
Der obige Freistempler zeigt eine frei erfundene Freibordmarke, im linken Bild eine exixtierende
Marke.
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SOLAS (International Convention Safety of Live at Sea)
ist die IMO-Konvention, die sich mit der Sicherheit von Menschenleben auf See befasst.
Es handelt sich um eine Reihe von internationalen Standards, die erstmals 1914 nach der
Titanic-Katastrophe ins Leben gerufen wurden.
Heute legt SOLAS Vorschriften für die grundlegende Sicherheit von Schiffen auf internationalen
Fahrten fest, wie zum Beispiel Stabilität, Maschinenausstattung, elektrische Installationen,
Brandschutz und Rettungsausrüstung.
Die International Maritime Organization (IMO), gegründet von den Vereinten Nationen 1948,
legt international Regeln für den Seenotfall und weitere wichtige Bestimmungen fest, Symbol rechts
unten auf dem Beleg.
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Dazu gibt es wohl hunderte von Vorschriften und Regeln für die Schifffahrt weltweit. Das beginnt mit den
Unfallverhütungsvorschriften der Seeberufsgenossenschaften bis hin zu COLREG
(Convention on the international regulations for preventing collisions at sea) und bis hin zu
MARPOL (MARine POLlution, International Convention for the Prevention of Pollution from Ships).
Das betrifft die Verhütung von Schiffskollisionen und die Umweltverschmutzung.
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Links ein Beleg mit dem Stempel zu Lloyds "Maritime Heritage" am 16. Juni 1982 (Maritimes Erbe).
Gut zu erkennen ist links das Wappen. Oben im Wappen das Schiff "Lutine".
In der Mitte unter der englischen Flagge
steht der Anker als Halt für Sicherheit und Schutz.
Rechts und links die Seelöwen mit Dreizack unterstreichen zusätzlich die Wachsamkeit des
Unternehmens gegen alle möglichen Gefahren.
Im roten Band unten "Fidentia", Selbstvertrauen, Zuversicht.
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Auf diesem abgebildeten Stempel mit der Lutine Schiffsglocke
wird an 300 Jahre Lloyds Coffeehouse erinnert.
Auf der dunklen Marke ganz rechts oben versinkt die "Titanic".
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Links das Coffeehouse 1688 in der Tower Street, in der Mitte die Queen Mother beim neuen Gebäude 1984 und
rechts Lloyd's neues Gebäude von 1988.
Die Stempel erinnern an die Eröffnung des Neubaus 1986
und an ein "new coffee house opened 1769".
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Quellen:
Mehrere Lloyds-Seiten in der Wikipedia Enzyklopädie
Günter Bossow, Mayday, Mayday ..., Pietsch Verlag, 1999
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