Seemotive :
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Admiral Zheng He, der Columbus aus Fernost !
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Vor 600 Jahren begann die erste große Reise des chinesischen Admirals Zheng He.
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Zwischen 1405 und 1431 brach er insgesamt siebenmal zu Fahrten in den Pazifik, in den Indischen Ozean und zum
Persischen Golf auf. Dass er auch Amerika erreicht hat, wird heute angenommen.
Aus diesem Anlass sind verschiedene Marken über Zheng He und seine Armada erschienen.
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Zheng He wurde im Jahre 1371 im heutigen Jinning in der Yunnan Provinz in China geboren.
Sein damaliger Name war Ma Sanbao.
Er war Muslim. 1382 eroberte eine Armee der Ming Dynastie Yunnan und Zheng He wurde als kleiner Junge gefangen
genommen. 1385 wurde er für den höfischen Dienst ausgewählt und deswegen kastriert.
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Er arbeitete im Hause des Prinzen Zhu Di, wo er bald dessen Vertrauen erwarb.
Zheng He half dem Prinzen bei einem drei Jahre dauernden, blutigen Erbfolgekrieg.
Nach seinen Heldentaten in der Schlacht von Zhengluba nahe Peking bekam er den Namen Zheng He.
1402 wurde Zhu Di der 3. Kaiser der Ming Dynastie und Zheng He sein engster Berater.
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Der Kaiser nannte seine Epoche selber Yongle, d.h. ewige Freude. Er war sehr ehrgeizig.
Er gab Zheng He den
Auftrag, eine riesige Flotte zu bauen. Zwischen 1404 und 1407 wurden 1.681 Schiffe neu gebaut bzw. überholt.
Schiffbau, Schifffahrt und Seehandel erlebten einen riesigen Aufschwung.
Die überlieferten Dimensionen dieser Armada erschienen den meisten Forschern lange Zeit als so
unwahrscheinlich, dass viele sie als Mythos abtaten. Dennoch hat man Überreste dieser Schiffe gefunden und
alte Angaben wurden dadurch bestätigt.
Nach chinesischen Quellen kommandierte Zheng He zu seinen Lebzeiten 70 Flotten mit über 300 Schiffen und
30.000 Personen als Mannschaften.
1405, bei seiner ersten Reise, bestand seine Flotte aus 317 Schiffen. Darunter waren die legendären Schatzschiffe,
die Fuchan Kriegsschiffe, Patrouillenboote, Pferdeschiffe,
Versorgungsschiffe, Truppentransporter und Wassertanker.
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Diese Riesendschunken nannte man Schatzschiffe weil sie so wertvoll wie ein Schatz waren.
Einige Daten:
Länge 142 bis 163m, Breite um 55m, Ladekapazität 3.600 Tonnen davon 1.600 Tonnen Ballast.
Eine Neuerung, lang vor den Europäern, waren die
16 wasserdichten Schotten aus Bambus, die bei Sturm als Ballasttanks einzeln geflutet werden konnten
(aus Stabilitätsgründen). Der
Rumpf hatte drei Plankenschichten, Material Teakholz und Bambus. Die Dschunken hatten 7 bis 10 Masten mit
Luggersegeln und Topsegeln, die mit durchgehenden
Bambuslatten versehen waren.
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Die Bewaffnung bestand aus 24 Bronze-Kanonen mit Fadenkreuz, Flammenwerfern,
Katapulten für Granaten und "Armbrust-Maschinengewehren", mit denen man 20 Pfeile in 15 Sekunden
abschiessen konnte. Dazu kamen noch Seeminen
(unterirdischer, zum Himmel aufsteigender Donner). Das Schießpulver ist eine chinesische Erfindung!
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Die Segel waren angeblich aus blutroter Seide, die Rümpfe waren weiß. Sie waren mit einer Schutzfarbe aus Kalk und
einem giftigen Öl gestrichen, um das Holz vor Bohrwürmern zu schützen. Am Bug war ein grosses
Augenpaar aufgemalt.
Das ist auf den Briefmarken nicht genau dargestellt.
In der Marke rechts ist unten die 'Nina'(L-21m) des Columbus hineinkopiert um einen Grössenvergleich zu den
gigantischen Dimensionen der Schatzschiffe darzustellen.
Besatzung 650 Mann.
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Für hochstehende Persönlichkeiten gab es 60 Luxuskabinen, einige davon mit Balkon!
Die Schatzschiffe waren die größten hölzernen Segelschiffe, die je in See stachen.
Zheng He's Flaggschiff führte den Namen "Floß der Sterne".
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Die Fuchan Kriegsdschunken hatten 5 Masten und waren um die 50m lang.
Die Patrouillenboote waren ca. 37 m lang und konnten auf jeder Seite mit 8 Riemen gerudert werden.
Die "Pferdeschiffe" hatten 8 Masten, waren um 103m lang und 42m breit. Neben Pferden transportierten sie
Waren und Reperaturmaterial für die Flotte.
Die Versorgerdschunken waren Siebenmaster mit einer Länge von ca. 78m und 35m Breite. Sie hatten die
Lebensmittel für die Mannschaften an Bord.
Die Truppentransporter hatten 6 Masten, eine Länge bis 67m und eine Breite von ca. 25m.
Über die Wasserdschunken liegen keine Größenangaben vor. Sie waren relativ klein
und hatten Frischwasser an Bord. Sie verfügten auch über die Möglichkeit, Frischwasser zu destillieren!
Die Durchschnitsgeschwindigkeit der Dschunken lag bei 4,8 Knoten.
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Zheng He's Flotten bestanden auf jeder Fahrt aus über 300 Schiffen mit 28.000 bis 30.000 Mann.
Zu den Besatzungen gehörten die Seeleute, die Soldaten, dazu Kaufleute, Ärzte, Apotheker,
Astronomen, Beamte des kaiserlichen Hofes, Schneider, Tischler, Köche, Dolmetscher, dienende Eunuchen und
Konkubinen. Unter den Seeleuten dienten viele Sträflinge.
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Zu den Aufgaben der Flotte gehörte auch Tributzahlungen für den Drachenthron einzutreiben. Dafür
wurden die Soldaten an Bord genommen. Doch es sollte auch Handel betrieben werden.
Die Flotte brachte Seide, Porzellan,
Keramik, Lackwaren zu fernen Küsten. Zurück nach China brachten sie seltene tropische Hölzer,
exotische Gewürze, Essenzen, Perlen, Edelsteine, Mineralien, Schwefel (zur Herstellung von Schießpulver),
Tiere und Textilien.
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Darunter war auch 1416 eine
Giraffe, die von den Chinesen als das legendäre Einhorn "Qilin" bewundert wurde.
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Zheng He verstand es vorbildlich, Geschäfte, Diplomatie, Entdeckungen und Forschung miteinander
zu verknüpfen.
Die angeblich 180 Apotheker und Ärzte, die Zheng He auf seinen Reisen begleiteten, sollten sich nicht allein
um die Gesundheit der Besatzungen kümmern, sondern forschen! Es ging um Heilmittel ferner Länder
und naturkundliche Forschungen jeglicher Art.
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Aber es ging auch nicht immer friedlich zu. 1407, auf der ersten Reise, traf Zheng He auf den Piraten Chen Zuyi,
der die Strasse von Malakka blockierte. In einer gnadenlosen Schlacht wurde die Piratenflotte aufgerieben, 5000
Seeräuber getötet und Chen Zuyi gefangen genommen. Er wurde nach China gebracht und hingerichtet.
1411 griff Zheng He auf Sri Lanka in einen lokalen Konflikt ein und wurde zu seiner einzigen Landschlacht
gezwungen, die er mit einem Geniestreich gewann.
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Auf dieser Marke kann man die Kurse von Zheng He's Flotten erkennen.
Es ist historisch belegt, dass Zheng He sieben Reisen in westliche Richtungen durchführte.
Er erreichte
die Küsten von Sumatra, Taiwan, Java, Ceylon, Indien, Persien.
Dazu den Persischen Golf, Arabien, das Rote Meer
und die afrikanische Ostküste.
Dass Zheng He's Schiffe auch den Pazifik überquerten, um das Kap der Guten Hoffnung fuhren und Amerika,
Australien und Grönland erreichten wird von einigen Leuten behauptet und könnte auch stimmen,
siehe weiter unten.
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Zheng He's Steuerleute verfügten über Kompasse, die sie "magnetische Schildkröten" nannten.
Denn keine Kompassnadel, sondern eine kleine Metallschildkröte zeigte die Richtung an und zwar nach Süden.
Ebenfalls waren "Sternenbretter"an Bord, mit denen man die Höhe des Polarsterns maß und so die
geografische Breite bestimmen konnte.
Auf der Marke ist der erste chinesische Kompass, ein Löffelkompass, abgebildet.
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Der englische Hobbyhistoriker Gavin Menzies, der selbst zur See gefahren ist, hat ein Buch herausgebracht "1421, als
China die Welt entdeckte". Menzies hat weltweit Beweise gesammelt, dass die 6. Reise von vier Flotten durchgeführt
wurde, die die gesamte Welt umsegeln sollten. Bereits 1424 tauchte in Europa ein Kartenfragment auf, auf dem die
Karibikinseln zu sehen sind. Eine Kopie dieser Karte soll Columbus zugespielt worden sein. Ebenso wusste Magellan, auf
Grund vorhandener Karten, dass er im Süden eine Durchfahrt zum Pazifik finden würde. Sogar Cook soll Karten
benutzt haben, die Länder zeigten, die noch garnicht "entdeckt" waren.
In Kalifornien wurde 1993 ein Wrack einer Dschunke entdeckt, dessen Holz 1410 geschlagen wurde.
Ein chinesisches
Schriftstück aus dem Jahre 1430 zeigt genaue Darstellungen der amerikanischen Tierwelt.
Menzies hat Belege gesammelt, dass Chinesen an allen Küsten Amerikas kleine Kolonien gegründet haben.
Menzies hat seine Ergebnisse 2002 der Royal Geographical Society präsentiert. Unser altes Weltbild muss
wohl neu durchdacht werden.
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Im Jahre 2006 veröffentlichten BBC und der Economist eine Weltkarte, die aus dem Jahre 1763 stammt.
Diese Karte soll die Kopie einer Karte von 1418 sein! Man kann auf ihr deutlich Nord- und Südamerika, Australien
und die Antarktis erkennen.
Diese Karte soll laut Economist ein Beleg sein, dass Zheng He 70 Jahre vor Columbus Amerika
entdeckte. Allerdings wird
heute angenommen, dass die Karte eine Kopie der Weltkarten des 18. Jahrhundert ist. Verschiedene Punkte wie u.a. die
Mercator Projektion und die falsche Darstellung der Kalifornischen Halbinsel sprechen dafür.
Auf der Marke ist die Karte des Admirals Piri Reis aus dem Jahre 1513 dargestellt. Auf ihr sind rechts Afrika,
Spanien, Portugal und links Umrisse der Ostküste von Nord- und Südamerika erkennbar.
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Sindbad der Seefahrer, ein Seeheld aus den Märchen von "1001 Nacht", hat angeblich auch sieben Reisen
durchgeführt. Zheng He's Geburtsname war Ma Sanbao. Aus Sanbao könnte Sindbad geworden sein.
Und das Fahrtgebiet vom Indischen Ozean bis nach China passt auch zu beiden,
ebenso dass sie Muslime waren.
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Verschiedene Historiker vermuten zwischen Sindbad's und Zheng He's Fahrten Zusammenhänge.
Es ist wohl so,
dass aus Zheng He's historischen Reisen die Sindbad Märchen entstanden.
Auf den beiden Marken sieht man eine arabische Dhau, mit der Sindbad unterwegs war und seine Fahrtroute.
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1424 starb Kaiser Zhu Di und danach vollzog sich in China ein radikaler Richtungswechsel.
Zheng He konnte
1431 zwar noch zu seiner letzten Fahrt aufbrechen doch danach war Schluss mit der Schatzschiff-Flotte.
Zwischen Offiziellen
der Konfuzius Schule und der Eunuchen-Administration entstand ein politischer Streit.
Die Konfizius Gruppe setzte
sich mit ihren Argumenten für mehr heimische Landwirtschaft und Förderung innerer kulturellen Bestrebungen
gegen den Seehandel und ausländische Kontakte der Administration durch.
Das Land isolierte sich selbst,
ein politischer Zentralismus setzte sich durch. Die Seefahrt und der Handel zu anderen Ländern
wurde aufgegeben. Das eigene Kanalsystem wurde ausgebaut, die Binnenwirtschaft forciert.
Der Neubau von Schiffen mit mehr als einem Mast wurde verboten, Unterlagen der Expeditionsreisen wurden
konsequent vernichtet. Die Marine brach zusammen, im Jahre 1503 war sie auf ein-zehntel ihrer einstigen Größe
geschrumpft!
Auf der Marke ist eine Flußdschunke ohne Mast auf einem Kanal vor einer Schleuse zu sehen, rechts die Chinesische
Mauer, die von Zhu Di vollendet wurde.
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Zheng He starb vermutlich 1433 auf seiner letzten Reise und ist wohl auch auf See bestattet worden.
Nahe
Nanjing liegt sein Grab, doch es soll leer sein. Schon vor seiner letzten Fahrt liess Zheng He in einer Vorahnung eine
Säule errichten mit folgender Inschrift: "Wir legten mehr als 100.000 Li (ca. 50.000 km) über gewaltige
Wasserflächen zurück und erblickten auf den Ozeanen riesige Wellen, die sich wie Berge himmelhoch
türmten und in weiter Ferne sichteten wir barbarische Gefilde, verborgen in feinen, blau schimmernden
Nebelschleiern, whärend sich unsere Segel tags und nachts wolkengleich bauschten".
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Quellen:
F. Viviano, Kolumbus des Ostens, Geo 1/2006
L. Bunk, 50 Klassiker, Schiffe
Wikipedia Encyclopedia, Zheng He
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