Reefer Seemotive :

  Das Ende der Stückgutfrachter!


Auf dieser Seite wird über Stückgut und Stückgutschiffe im 20. Jahrhundert geschrieben, danach über die Entwicklungen zu speziellen Einheiten, die das Ende der Stückgutfrachter bedeuteten.


boxes
wood
general cargo
Bei den Schiffsladungen wird grob in Stückgut (general cargo) und in Schüttgut (bulk cargo) unterschieden. Das Schüttgut wird weiter in 'trocken' (dry) und 'flüssig' (liquid) eingeteilt.
Wenn die Ladung aus verschiedenen Einzelteilen besteht, sprechen wir von Stückgut. Die Waren sind dann in Kisten, Säcken, Fässern, Tonnen, Verschlägen oder auf Paletten verpackt. Aber auch Auto's, Holz gebündelt oder in Stämmen, Eisenteile, Kessel, Lokomotiven, Kupferbarren, etc. etc. gehören zum Stückgut.
Diese Güter werden von den verschiedenen Absendern über Spediteure und Makler in sogenannten Partien in die Häfen zur Verschiffung gebracht.


general cargo
general cargo
Grob gesehen teilt sich die Frachtschiffahrt in die Linien- und die Trampschiffahrt.
Das Stückgut wird meistens auf sogenannte Linienfrachter verladen; d.h. diese Schiffe bedienen immer die Häfen in einem bestimmten Fahrtgebiet, z.B. Nordamerika Ostküste.
Die Reedereien dieser Schiffe sind in 'Konferenzen' zusammengeschlossen, in denen die Frachtraten und Abfahrtstermine untereinander abgesprochen werden.
So besteht eine feste Kalkulationsbasis für die Reeder und die Spediteure. In den 60er Jahren gab es weltweit ca. 200 'Schiffahrtskonferenzen'.
In der Trampschiffahrt fahren die Frachter auf keiner festen Route, sie ändert sich je nachdem, wo das Schiff Ladung bekommt. Dabei handelt es sich dann auch mehr um Schüttgut.


MS Frieden
in port, derrick
MS 'Frieden', gebaut 1957, L-158m, 10.020 tdw Stückgutumschlag mit den Ladebäumen
Weil das Stückgut unterschiedliche Maße hat und die Ladung für unterschiedliche Häfen bestimmt ist, ist es schwer zu stauen.
Der Stückgutfrachter hat deswegen mehrere Laderäume, die von Zwischendecks unterteilt sind, siehe unten die Irak Marke.
Die Mehrzahl nicht europäischer Häfen hatte Mitte des 20. Jahrhunderts noch keine Lade- Löscheinrichtungen.
Deswegen hat der Frachter ein umfangreiches Ladegeschirr, zwei bis vier Ladebäme pro Luke oder Kräne. (siehe Marken)
Ein Ladebaum kann drei bis fünf Tonnen heben. Zusätzlich ist oft ein Schwergutbaum mit einer Tragfähigkeit von 20 bis 50 Tonnen vorhanden.
Stückgutfrachter haben feste Termine. Aus diesem Grund waren sie gegenüber anderen Schiffen relativ schnell (15 - 17kn).
Je nach Ladungsanfall betrugen die Liegezeiten in einem Hafen meist einige Tage, da das Laden, Stauen und Laschen (zurren gegen verrutschen) doch eine gewisse Zeit in Anspruch nahm; sehr zur Freude der Besatzungen.


general cargo
general cargo
Hier wird das Schiff mit einem Kran von Land aus beladen. Gleichzeitig wird mit dem eigenen Ladegeschirr Güter in die längsseits liegenden Schuten gelöscht. Der Querschnitt vom Schiff zeigt einen Blick in den Laderaum, der in ein Zwischendeck und Unterraum geteilt ist.


Malaysia
Stückgutfahrt hat es schon seit den Anfängen der Schiffahrt gegeben.
In Einbäumen, auf phönizieschen Handelschiffen und auf den Schiffen der ostasiatischen Handelskompanien wurden Stückgüter transportiert.
Auf dem linken Block ist das Laden bzw. Löschen von Stückgütern in einem Hafen von Malaysia abgebildet.


Dennoch spricht man erst im 20. Jahrhundert von Stückgutschiffen. Es ist quasi eine Art der Spezialisierung.
Auf der Marke sehen wir den 1911 in Deutschland gebauten Dampfer 'Adelaide', hier unter dem Namen 'Cunene', den er/sie später von den Portugiesen bekam.
Einige Daten: L-164,6m B-17,7m T-7,7m 5.875 BRT, 12kn.
SS Cunene


liberty ship Die wichtigsten Stückgutschiffe im Zweiten Weltkrieg waren die Liberty - und Victory Schiffe der Amerikaner.
Sie transportierten in erster Linie Kriegsmaterial und Verpflegung nach England und Russland.
Ein Liberty Schiff hatte eine Länge von 135m, Breite 17m, 10.500 tdw, fünf Luken, Geschwindigkeit 11kn.
Von 1941 bis 45 wurden 2751 Liberty-Schiffe gebaut.

Die Entstehungsgeschichte dieser Schiffe kann man genau und ausführlich auf unser Seite über die Liberty-Schiffe lesen.


Hapag Liner
China freighter
Hier zwei Beispiele für die schnellen Linienfrachter der 50er bis 70er Jahre. Links ist ein Typ abgebildet, von dem drei Schiffe für die Hapag und drei Schiffe für den Norddeutschen Lloyd Mitte der 50er Jahre gebaut wurden.
Es waren die 'Hamburg', 'Hannover', 'Frankfurt' für die Hapag und 'Bayernstein', 'Hessenstein', 'Schwabenstein' für den NDL. Einige 'Hamburg' Daten: L-164m, B-19,5m, T-8m, 9.650 tdw, 5 Luken, 17,3kn, 87 Passagiere, Fahrtgebiet Ostasien.
Rechts ist die chinesische MS 'Hai Min' zu sehen, gebaut 1957, L-132m, 11.659 tdw, 14,5 kn. Bei Frachtern dieser Größe wurden damals drei Laderäume vor, zwei hinter den Mitschiffsaufbauten angeordnet.
Im Gegensatz zu den späteren Entwicklungen der Ro/Ro Schiffe hat man diese Schiffe als Lo/Lo (Lift on / Lift off) Schiffe bezeichnet. Die Ladung wird per Ladebaum oder Kran an/von Bord 'gehoben'.


polar supporter
mail coaster
Hier nun zwei Beispiele für regional angepasste Stückgutfrachtschiffstypen.
Links sehen wir ein Schiff für den Einsatz in den Polarregionen, die 'Perla Dan' der Reederei Lauritzen.
Neben dem Standardladegeschirr hat dies Schiff im vorderen Mast einen 'Ausguckskorb' und besondere Eisverstärkungen; L-65m, 1250 tdw, 12kn.
Rechts ist ein Küstenmotorschiff (Kümo) abgebildet, die 'Merak-N', die in Charter der Falkland Island Company u.a. auch im Postdienst fuhr.
Einige Daten: L-65m, B-11m, T-3,5m, 817 tdw, Baujahr 1949 in Holland.


  Jetzt geht es schon los mit der Spezialisierung:

Auf dieser Marke ist das russische Frachtschiff 'Vladimir Ilyich' zu sehen.Einge Daten: L-151,5m, B-20,3m, T-7,3m, 13.150 tdw, 17kn, gebaut 1970 in Warnemünde, DDR.
Dies Schiff ist ein Beispiel für die 70er Jahre, in denen Stückgutschiffe komplett mit modernen Kränen ausgerüstet wurden und die damit die Ladebäume ersetzten.
Liner with cranes


Sturmfels
heavy lift ship
Auf beiden Marken sind Schwergutschiffe abgebildet. Es sind Stückgut- bzw. Semicontainerschiffe mit einem bzw. zwei Schwergutbäumen.
Rechts kann man die V-Masten sehen, zwischen denen der Schwergutbaum angebracht ist. Das ist ein Patent der deutschen Werft 'Stülcken'.
Solche Bäume haben eine Tragfähigkeit bis zu 125 Tonnen. Links sehen wir in der Mitte der Marke zwei gegenüberstehende Schwergutbäume. Diese konnte man mit Traversen koppeln, so daß diese Schiffe Lasten bis zu 550 Tonnen heben konnten.
Allerdings mußte beim Laden/Löschen das Schiff mit gefluteten Tanks auf der gegenüberliegenden Seite stabilisiert werden.
Links sehen wir die 'Sturmfels' der ehemaligen deutschen Reederei DDG Hansa, für die in den 60er und 70er Jahren viele Schwergutschiffe fuhren.
Einige Daten: L-153,3m B-22,8m T-10m, Baujahr 1972, 12.814 tdw, 20kn.


MV Geestland
Samoan Reefer
Der Unterschied zwischen einem Kühlschiff (reefer, von refrigerator, Eisschrank) und einem traditionellen Stückgutschiff ist der Tatbestand, daß die Laderäume gekühlt werden können.
So können leicht verderbliche Früchte wie Bananen, oder verschiedenes Gemüse, oder auch Fleisch, Fisch etc. transportiert werden.
Dabei kann die Temperatur im Bereich von Bananen bei +8 Grad bis -40 Grad bei Fleisch heruntergefahren werden. Kühlschiffe haben oft mehrere Zwischendecks damit Früchte nicht zerdrückt werden.
Die Schiffe sind relativ schnell, sie laufen um 18 bis 22 kn.
Die ersten 'Bananendampfer' hatten Seitenpforten über die die Stauden ins Schiff getragen wurden. Danach ging es in Kartons über Laufbänder.
Diese Schiffe waren oft außenbords weiß gestrichen. Als Beispiel ist auf der linken Marke die 'Geestland' der Geest Line, Boston abgebildet.
Einige Daten: L-149m, B-14,3m, T-8,5m, 7.630 tdw, 21kn, Baujahr 1972.
Rechts ist die 'Samoan Reefer' der Reederei Lauritzen zu sehen. Einige Daten: L-145,5m, B-21m, T-8,8m, 8.941 tdw, 22,5kn, Baujahr 1973.


Romania Ro/Ro
Malta Ro/Ro
Der Begriff Ro/Ro bedeutet Roll on / Roll off.
Ro/Ro Schiffe haben eine Heckrampe und/oder Seitenpforten, durch die die Ladung auf das Schiff rollen bzw. im Löschhafen wieder vom Schiff herunterrollen kann.
Es kann also alle Ladungssorten an Bord nehmen, die Räder haben bzw. Ladung auf Palletten oder in Containerform, die von Gabelstaplern in das Schiff gefahren werden. Lade- und Löschzeiten können so reduziert werden.
Diese Schiffe benötigen kein Ladegeschirr. Die rollende Ladung ist nicht an Schienen gebunden.
Die ersten Ro/Ro Schiffe waren Fähren, aber sie setzten sich auch in der Stückgutfahrt durch.
Die Heckrampen können heute bis zu 40 Grad nach beiden Seiten geschwenkt und mit bis zu 160 Tonnen belastet werden.


MS Brocken
Es gibt mehrere Schiffe, die die Vorteile von Ro/Ro nutzen, aber auch noch Spezialgeschirr für andere Aufgaben haben.
Hier haben wir einen RO/LO carrier mit Schwergutgeschirr. Das Schiff hat eine Heckrampe für Ro/Ro Ladungen und zwei fahrbare Schwergutbäume, je 65 Tonnen, für Lo/Lo Colli.
LoLo - Lift on Lift off.
MS 'Brocken', einige Daten: L-82,2m, B-16,5m, T-4m, 11,8kn, 1 348 tdw, 1.272 BRT, gebaut 1975 in Holland.


multi purposeship
polyvalent ship
Ein 'Polyvalent bzw. Multi Purpose Carrier' ist ein Mehrzweckfrachter. So ein Schiff ist für den Transport von Stückgut und/oder Schüttgut und/oder Containern gebaut.
Dafür hat das Schiff neben Ladebäumen meistens Kräne; die Luken sind den Containergrößen angepasst (TEU, Twenty-feet Equivalent Units).
Für den Autotransport sind variable Zwischendecks vorhanden, die bei anderen Ladungen wieder entfernt werden können.
Und bei Getreidetransporten in bulk können Längsschotten gesetzt werden.


car carrier Ein heutiger Autotransporter ist ein Ro/Ro Schiff mit Heck- und Seitenrampen.
Weil die PKW's nur eine geringe Höhe haben, werden diese Schiffe mit vielen Decks (bis zu 13) gebaut.
Der Autotransporter ist praktisch ein riesiges, schwimmendes Parkhaus mit Stellflächen bis zu 5.800 Personenwagen. Einige Decks haben für LKW's, Busse, Militärfahrzeuge etc. eine etwas größere Höhe und Festigkeit.
Diese 'Ungetüme' sehen eigentlich nicht mehr wie Schiffe aus, aber sie sind zweckmäßig. Die Autotransporter sind eigentlich Ro/Ro Schiffe, sie werden aber als PCC - Pure Car Carriers bezeichnet.
Auf der Marke ist die 1980 gebaute 'Hyundai No.1' abgebildet.
Hier einige Daten über einen der modernsten Autotransporter, der 1999 in Korea gebauten 'Boheme': L-199m, B-32,3m, T-11m, 22.600 tdw,
57.018 BRZ (! wegen den riesigen umschlossenen Aufbauten), 13 Decks, 20kn, Kapazität 5.882 PKW's der Mittelklasse, Reederei Wallenius, Schweden.


MS Muenchen
MS Muenchen
Die Abkürzung LASH bedeutet Lighter Aboard Ship. Das bedeutet, dass ein Lash-Schiff Schuten bzw. Leichter transportiert.
Die Ladung wird in die Schuten geladen und die Schuten werden auf das Lash-Schiff geladen.
Dies ist eine weitere Spezialisierung im Schiffbau. In die Bargen kann ein breites Spektrum an Ladung verstaut werden.
Sie werden mit einem bordeigenen Kransystem am Heck des Schiffes geladen bzw. gelöscht.
Dieses System eignet sich für unterentwickelte Häfen bzw. für Häfen mit geringem Tiefgang. Im inneramerikanischen Seeweg wurde dieses System praktiziert.
Auf dem Stempel ist das Hapag-Schiff 'München' dargestellt.
Einige Daten: L-261m, B-32m, T-11m, 18kn, 43.000 tdw, 83 Leichter, Kranhub 465 tons, Barge mit 19x9x4m, Gewicht ca. 87 tons. Baujahr 1972.
Das Schiff ist im Dezember 1978 im Atlantik nördlich der Azoren verschollen.

LASH Schiffe wurden auch unter der Bezeichnung BACAT - Barge Catamaran Transport geführt. Die Abkürzung BACO steht für Barge und Container, da hat man mit den BACO Linern zwei Typen wieder kombiniert.


container 2 Traditionelle Stückgutfrachter werden heute nicht mehr gebaut.
Der Container hat ihre Daseinsberechtigung beendet. Alles was man in Container stauen kann, wird heute in Containern transportiert.
Containerschiffe sind ganz einfach wirtschaftlicher. Darüber gibt es viel zu berichten.
Schauen Sie sich unsere Seite über die Nachfolger der Stückgutschiffe an, die Containerschiffe!

© Seemotive Bjoern Moritz, alle Rechte vorbehalten


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